Terence Hill im experimentellen Spielfilm "Org" (1978), den Fernando Birri im Exil in Italien drehte.

Foto: Filmfestival

Innsbruck - "Träumen mit offenen Augen" lautet der vielversprechende Titel der Retrospektive, mit der das Internationale Filmfestival Innsbruck ins 19. Jahr startet. Für sein Lebenswerk wird heuer der italoargentinische Mitbegründer eines politischen Kinos in Lateinamerika, Fernando Birri, geehrt. Die Reihe, die auch Filme von Fernando Solanas und Pablo Trapero enthält, bewegt durch die Darstellung von Elend und Hoffnungslosigkeit, schlägt aber mitunter auch komödiantisch-witzige Töne an.

Das ambitionierte sechstägige Programm beinhaltet insgesamt 48 Filme. Zusätzlich zu zwei Jurypreisen werden heuer wiederum Südwind und das Publikum je einen Preis vergeben - keine leichte Sache bei der Fülle an Filmen von Odysseen, Flucht, inneren Grenzüberschreitungen und Migration.

Neben einem Schwerpunkt auf Produktionen über und aus Afrika wird auch die Fußball-WM zum Thema. Darüber hinaus gibt es einen Balkan-Fokus, der unter anderem die neue Arbeit der bosnischen Filmemacherin Jasmila Žbanić vorstellt. Na putu (On the Path) erzählt von einem Paar, das durch die religiöse Radikalisierung des Mannes zu zerbrechen droht. Želimir Žilnik begleitet dagegen in seiner Doku-Soap Old School of Capitalism eine Gruppe Arbeiter, die gegen ihren zahlungsunwilligen Chef aufbegehren.

Eine Kurzfilmreihe - mit "A los Gurkos" quasi ein Festival im Festival - rundet das komplexe Programm ab. Daneben wird eine ohrenöffnende musikalische Schiene geboten, die in nahe und ferne Klangwelten führt, hin zu Polka, Blues und Tango. Insgesamt sind auch dieses Jahr wieder jede Menge interkulturelle Dialoge garantiert, die die Augen aufgehen lassen und innere Reisen initiieren. (Irene Tischler, DER STANDARD/Printausgabe, 01.06.2010)