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Eine Partei, die sich an intelligente, gebildete, jüngere Leute wendet, die die Nase voll haben von der Einfallslosigkeit, Mittelmäßigkeit und Korruption der traditionellen Sozialdemokraten und Konservativen. Eine wertkonservative Partei, die aber zur Kenntnis nimmt, in welchem Jahrtausend wir leben. Die eine nichtnationalistische, nicht- "Ausländer" -feindliche, eher pro EU eingestellte Linie vertritt. Eine Partei, die einen Wahlkampf führt, der eine Mischung aus verspieltem Witz und harter Knochenarbeit beim direkten Wählerkontakt darstellt. Eine Partei schließlich mit einem 72-jährigen, reichen Hocharistokraten als Spitzenkandidaten. Eine solche Partei bekommt auf Anhieb fast 17 Prozent und den dritten Platz.

In Tschechien. Der tschechische "kleine Mann" ist mindestens so ausländerfeindlich wie der österreichische. Sein Politikverständnis ist im Zweifelsfall zynisch-autoritär. Wie in Österreich. Die tschechische Politik ist noch desillusionierender als die unsere. Dennoch gibt es ein Protestpotenzial, das nicht nach ganz rechts geht, sondern zu einer eher bürgerlich-liberalen Richtung. Das konnte Karl Schwarzenberg, der in Österreich nichts werden konnte, jetzt ausschöpfen.

So eine Partei, so ein Erfolg in Österreich? Undenkbar, oder? Hier sind inzwischen alleKrone-geeichtes Mittelmaß, von der Wacht-an-der-Grenze-SPÖ über die Lehrergewerkschafts-ÖVP bis zu den nicht besonders intellektuellen Grünen. (Hans Rauscher/DER STANDARD, Printausgabe, 1.6.2010)