Wien - Eine Vorboten auf den kommenden 85. Geburtstag des umstrittenen Künstlers Otto Muehl (auch: Mühl) am 16. Juni hat es Dienstagabend im Wiener MAK gegeben: Der Dokumentarfilm "Becoming Otto" des Schweizer Kunsthistorikers und Regisseurs Vincent Juillerat feierte seine Uraufführung.
Danach wurde Muehls neunteiliges Großbild "Apokalypse/Keinen Keks Heute" in adaptierter Form präsentiert. "Apokalypse/Keinen Keks Heute", auf das 1998 in der Secession ein Farbanschlag verübt worden und das zwischenzeitlich mit einem gerichtlichen Ausstellungsverbot belegt war, wird bis 1. August in der großen MAK-Ausstellungshalle zu sehen sein.
"Pornojäger" Martin Humer hatte 1998 in der Secession die Bild-Collage, auf der 33 öffentlich bekannte Personen in teilweise obszönen Situationen dargestellt sind, durch einen Farbbeutel-Wurf beschädigt. Nach mehreren Prozessen war Humer in letzter Instanz schließlich vom Vorwurf der Sachbeschädigung freigesprochen worden, dafür hatte das Oberlandesgericht Wien im Jahr 2000 nach einer Klage des (ebenfalls auf dem Bild dargestellten) früheren FPÖ-Generalsekretärs Walter Meischberger ein Ausstellungsverbot verhängt. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg hob 2007 dieses Ausstellungsverbot als "nicht angemessen" auf.
Die Verurteilung des Kommunengründers 1991 wegen einer Reihe von Sittlichkeitsdelikten, allen voran Unzucht mit Unmündigen, sowie Verstößen gegen das Suchtgiftgesetz zu sieben Jahren Haft (von denen er sechseinhalb verbüßte), wird im Film thematisiert. Dass Muehl dabei wohl nicht nur staatlich vorgegebene Normen, sondern auch die persönliche Integrität von Mitmenschen verletzt hat, ist heute unstrittig. "Ich glaube, dass Otto Muehl in vielen Bereichen gescheitert ist, und dass er es weiß", sagte die Muehl-Vertraute Roussel in der Diskussion. (APA)