Frankfurt - Kommt das Herz eines Menschen, der älter als 60 Jahre ist, für eine Organübertragung in Frage? Die Expertenantwort lautet: Grundsätzlich ja. Entscheidendes Kriterium ist nicht das Alter, sondern der biologische Zustand des Spenderorgans, so die Deutsche Herzstiftung in einer Aussenudung anlässlich des bevorstehenden Tages der Organspende am 5. Juni.
Voruntersuchungen klären nicht zumutbare Vorerkrankungen. "Um Spender zu sein, gibt es keine Altersgrenze", sagt Friedhelm Beyersdorf, Direktor der Abteilung für Herz- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Freiburg und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung. "Außerdem geht es bei der Zuordnung des Organs um Blutgruppe, Körpergröße und Gewicht", so Beyersdorf weiter.
Lange Wartezeiten
In Deutschland herrscht ein Mangel an Spenderherzen, nur 347 Herz- und 16 kombinierte Herz-Lungen-Transplantationen wurden 2009 bundesweit durchgeführt. Das sind fünf Prozent weniger als im Jahr zuvor, so die Berechnungen der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO). Den 363 Spenderherzen stehen allerdings rund 950 wartende Patienten gegenüber, die auf eine Herztransplantation hoffen. Hinzu kommt, dass die Sterblichkeit bei den Empfängern angestiegen ist. Die Wartezeit für die häufig todkranken Patienten ist viel zu lang, so dass sich deren Zustand dramatisch verschlechtert. "Wir führen 90 Prozent aller Transplantationen bei Empfängern durch, die auf der Intensivstation liegen", so Beyersdorf.
Um gegen dieses enorme Gefälle zwischen niedriger Spender- und hoher Empfängerzahl anzukämpfen, akzeptieren einige Transplantationszentren auch "grenzwertige Organspender", räumt Beyersdorf ein. Zu diesen zählen Risikopatienten mit starkem Nikotinkonsum oder hohem Blutdruck. Bei ihnen wird mit Hilfe einer Herzkatheter-Untersuchung, der Koronarangiographie, abgeklärt, ob der Organzustand eine Verpflanzung zulässt. So lassen sich Koronarstenosen erkennen, die eine Übertragung verbieten würden.
Wer nicht spenden darf
Für eine Herzspende kommt nicht in Frage, wer eine Herzklappen- oder Bypassoperation hinter sich hat und einen oder mehrere Stents (Herzkranzgefäßstützen) eingesetzt bekam. "Hier ist eine Arteriosklerose derart fortgeschritten, dass das behandelte Herz einem Empfänger nicht mehr zuzumuten ist", betont Beyersdorf. Schwieriger sind Verpflanzungen der Herzen von Spendern, die zwischen 70 und 80 Jahre alt sind. Hier müsse jedes Transplantationszentrum selbst über den Zustand des Organs befinden und dann entscheiden. (red)