Der spanische Telekommunikationsgigant Telefonica will um jeden Preis auf den brasilianischen Markt und hat sein Übernahmeangebot für den größten Mobilfunker des Landes Vivo von 5,7 Mrd. auf 6,5 Mrd. Euro aufgestockt. Es bleibt jedoch weiter fraglich, ob sich die Aktionäre mit der Nachbesserung überzeugen lassen. Denn Vivo-Partner Portugal Telecom scheint von den Übernahmefantasien zum kolportierten Preis nichts zu halten.

Nachbesserung abgelehnt

"Brasilien ist ein riesiger Wachstumsmarkt, auf dem auch die Deutsche Telekom gerne Fuß fassen würde. Wenn man wie Telefonica jedoch einen Markteinstieg ernsthaft plant, ist dies fast nur über Zukäufe möglich. Alleine hätte man keine Chance", sagt Merck-Finck-Analyst Theo Kitz auf pressetext-Anfrage. Portugal Telecom hält an Vivo einen Anteil von 31,8 Prozent. Telefonica selbst hält ebenfalls 31,8 Prozent der Assets und ist mit zehn Prozent größter Aktionär von Portugal Telecom. Vivo gehört beiden über eine Holding.

Weil sich die Unternehmen bisher nicht über einen Verkauf der Anteile einigen konnten und Portugal Telecom 6,5 Mrd. Euro zu wenig erscheinen, sind nun die Aktionäre gefordert. Als Begründung gab der Verwaltungsrat von Portugal Telecom am Dienstagabend bekannt, dass der strategische Wert der Vermögensgegenstände nicht im ausreichenden Maße berücksichtigt werde. In einer außerordentlichen Hauptversammlung will man über das Gebot dann beraten.

Bei Plan B bereits in der Tasche

"Vor allem Datendienste für mobiles Internet sind nach wie vor enorm gefragt und wachsen schneller als jedes andere Segment in den Heimatmärkten. Insofern wäre der brasilianische Markt sehr interessant", sagt Kitz gegenüber pressetext. Branchenbeobachter vermuten, dass Telefonica mit der Vivo-Fusion den Kundenstamm in Brasilien vergrößern und stabilisieren will. Sollten die Aktionäre nicht zustimmen, soll Telefonica schon einen Plan B in der Tasche haben. Eine Übernahme von Tim Brasil, der Mobilfunksparte der Telecom Italia, sei denkbar. (pte)