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Die Feuerwehr versuchte mit Hilfe eines Krans die Reste des Daches vom zertrümmerten Haus zu heben.

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St. Pölten – Die Ursache für die Explosion eines Wohnhauses an der Ecke Munggenaststraße – Spratzerner Kirchenweg in St. Pölten Donnerstag früh scheint geklärt: Bei Grabungen sei in der Gaszuleitung zu dem Objekt ein massives Leck festgestellt worden, sagte der Sachverständige Christian Tisch vom Bundeskriminalamt (BK). Ein Stromausfall am Mittwochabend dürfte in Zusammenhang mit dem Gasaustritt und der -explosion stehen. EVN-Technikexperte Peter Layr bestätigte gegenüber ORF Radio Niederösterreich das Vorhandensein eines Lecks, das man völlig unerwartet entdeckt habe.

Den Erhebungen zufolge war im Kreuzungsbereich der Gaszuleitung mit drei 20kV-Leitungen ein Kurzschluss aufgetreten. Ein Lichtbogen habe das darunter befindliche Gasrohr durchgebrannt, so Tisch am frühen Freitagabend. Es sei davon auszugehen, dass ab dem Stromausfall am Mittwochabend Gas ausgetreten ist, ehe es am Donnerstag kurz vor 8.00 Uhr zu der verheerenden Explosion kam, bei der fünf Menschen starben.

Untersuchungen in Gang

Untersuchungen und Grabungsarbeiten waren am Freitagabend laut Tisch weiterhin "in vollem Gang". Die defekte Stelle befand sich dem Sachverständigen zufolge etwa unter dem Gehsteig am Spratzerner Kirchenweg. Für die Explosion habe geringe Zündenergie gereicht. Bei weiteren Untersuchungen soll nun u.a. festgestellt werden, wodurch der Lichtbogen-Kurzschluss ausgelöst wurde.

Man sei vom Ermittlungsstand "sehr weit", merkte der St. Pöltner Staatsanwalt Karl Fischer an. "Für juristische Schlussfolgerungen" sei es aber noch "zu früh". Es gehe um die endgültige Ermittlung der Konkretursache und dann darum, ob jemanden ein Vorwurf zu machen ist.

Zu dem Leck als möglicher Unglücksursache nahm am Freitag auch Peter Layr von der EVN gegenüber dem ORF-Radio Niederösterreich Stellung: "Es ist so, dass es uns völlig unvorbereitet und unerwartet getroffen hat, denn es gab vorher weder eine Meldung von Gasgeruch noch eine Gebrechensmeldung an die Einsatzorganisationen wie EVN, Feuerwehr oder Polizei. Das Leck war bis heute bei Freilegung der Schadensstelle eigentlich für alle unerwartet und neu. Das Schadensbild (...) zeigt, dass es offenbar 20 Jahre nach Verlegung eines Gasanschlusses im Kreuzungsbereich dieses Hausanschlusses mit einem Hochleitungskabels zu einer undichten Stelle, einem Leck an der Gasleitung, gekommen ist." Man müsse aber nun untersuchen, wie der Schaden entstanden sei.

Obduktionsergebnis

Unterdessen waren die Obduktionen der Opfer der Gasexplosion im Gang berichtete Alfred Schüller vom Landeskriminalamt NÖ. Bei zwei bereits abgeschlossenen Fällen stehe fest, dass die Opfer sofort tot gewesen seien – "durch massives Sturzgeschehen und durch Explosionseinwirkung".

Die Stadt St. Pölten hat unter dem Titel "Hilfe für die Opfer der St. Pöltner Gasexplosion" ein Spendenkonto (Nr. 918755) bei der Sparkasse NÖ Mitte-West (BLZ: 20256) eingerichtet, teilte Bürgermeister Matthias Stadler (S) mit. Außerdem lägen für jenes Ehepaar, das zum Zeitpunkt der Explosion nicht zu Hause, sondern auf Besuch bei Bekannten in Breitenfurt bei Wien war, Dutzende Wohnungsangebote vor.

Von der Explosion seien auch etwa zehn bis 15 weitere Objekte betroffen gewesen, hieß es seitens des St. Pöltner Magistrats. Zur Höhe der entstandenen Schäden gab es vorerst keine Angaben. (APA)