"Beginnende Herzinsuffizienz". "Chronische Niereninsuffizienz". "Höhergradige Herzrhythmusstörungen". Bypassoperation am Herz. 75 Jahre alt. Seit Februar 2007 in U-Haft. Laut Patientenbrief des Wilhelminenspitals (nicht etwa eines Privatgutachtens!) ist durch die Fortsetzung der U-Haft eine weitere Verschlechterung des Gesundheitszustandes "absehbar, ja geradezu vorprogrammiert". So weit die Medizin zum Patienten Helmut Elsner. Beim U-Häftling Elsner ist das was anderes. Am 10. Juni muss der Richter, der eine Enthaftung schon abgelehnt hat, wieder prüfen. Und was sagt die Staatsanwaltschaft dazu? "In den Befunden steht nichts substanziell Neues drinnen. Wir gehen davon aus, dass die Haftgründe bestätigt werden." Die Haftgründe: Es besteht Fluchtgefahr. Das traut sich die Staatsanwaltschaft allen Ernstes zu behaupten. Wer im Internet unter "Herzinsuffizienz" und "Niereninsuffizienz" (bedeutet beides fortschreitendes Organversagen) nachschaut, greift sich an den Kopf. Aus der Staatsanwaltschaft sickert das "Argument" durch, Elsner könnte ja in Begleitung seines Vertrauensarztes flüchten.

Geht's noch? Was ist mit dieser Staatsanwaltschaft los? Kriminalprozesse brechen wegen schlampigst vorbereiteter Anklagen in sich zusammen. Elsner bricht den U-Haft-Rekord, und andere Beschuldigte in Wirtschaftsfällen werden nicht einmal einvernommen. Noch einmal: Was ist hier los? (Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe, 4.6.2010)