Bischof Elmar Fischer kann sich zwar immer noch nicht "konkret" daran erinnern, Schüler in den 1960er- und 1970er-Jahren geschlagen zu haben, entschuldigt sich aber bei seinen Opfern. "Kurz und eher weltfremd" bezeichnet der Journalist Vene Maier (er erinnert sich an einen kräftigen Fausthieb des damaligen Kaplans) den bischöflichen Brief vom 31. Mai. "Ich will auch Ihrer Erinnerung vertrauen", schreibt der Bischof, und: "Ich bitte um Entschuldigung, wenn Sie damals von meiner Seite etwas als verletzend empfunden haben."

Auslöser für Fischers Brief ist der Abschlussbericht des Innsbrucker Psychiatrie-Professors Hartmann Hinterhuber, der von der Diözese beauftragt worden war, die Gewaltvorwürfe von vier ehemaligen Fischer-Schülern zu prüfen. "Alle vier Anschuldigungen sind glaubhaft", erkannte Hinterhuber. "Die tätlichen Übergriffe sind in einem emotionalen Kontext zu betrachten", schreibt Hinterhuber. Das rechtfertige die Übergriffe nicht. Wichtig sei aber, "dass die körperlichen Übergriffe nicht als Ausdruck einer lustvollen Ausübung eines Machtverhältnisses zu interpretieren sind." In einer Aussendung distanzierte sich der Bischof von Gewalt an Kindern und Jugendlichen.

Zollitsch in Bedrängnis 

Erzbischof Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, kommt wegen eines früheren Paters der Bregenzer Abtei Wettingen-Mehrerau in Bedrängnis. Gegen Zollitsch wird wegen Beihilfe zum sexuellen Missbrauch von Kindern ermittelt. Der Erzdiözese Freiburg, Zollitschs Zuständigkeitsbereich, soll bekannt gewesen sein, dass es zu sexuellen Übergriffen durch einen Pater der Wallfahrtskirche Birnau bei Konstanz, die zur Mehrerau gehört, gekommen sei, sagt die Staatsanwaltschaft Freiburg.

Die Plattform "Kirche sind wir alle" fordert über die Gewalt-Diskussionen hinausgehende Reformbereitschaft der Bischöfe. (Jutta Berger, DER STANDARD; Printausgabe, 4.6.2010)