Budapest - Das Haushaltsdefizit in Ungarn könnte nach Schätzungen aus der Regierungspartei mit bis zu 7,5 Prozent rund doppelt so hoch sein wie bisher angenommen. Die Regierung werde daher zügig einen Plan zum Umgang mit der Krise vorlegen, sagte am Donnerstag der stellvertretende Vorsitzende der Partei Fidesz, Lajos Koza.

Das Nachrichtenportal napi.hu zitierte ihn mit den Worten, die öffentlichen Finanzen seien in einem wesentlich schlechterem Zustand als erwartet und es gebe nur eine geringe Chance, eine ähnliche Krise wie in Griechenland noch zu vermeiden. An den Finanzmärkten verteuerten sich daraufhin die Kosten für eine Kreditausfallversicherung Ungarns um 58 Stellen auf 320 Basispunkte. Die Landeswährung Forint gab zum Euro 2,6 Prozent nach.

Appell der EU

Die Europäische Kommission rief Ungarn auf, sein Haushaltsdefizit schneller zurückzufahren. Das Land dürfe nicht das Vertrauen der Märkte verlieren. Analysten erklärten allerdings, die Schätzungen über ein Defizit von bis zu 7,5 Prozent und der Vergleich zu Griechenland seien schlichtweg nicht nachvollziehbar. "Wir sind weiterhin der Ansicht, dass es in diesem Jahr ein Defizit von etwa fünf Prozent und 2011 von etwa vier Prozent geben wird", sagte etwa David Nemeth von ING. "Das bedeutet aber nicht, dass Ungarn kurz vor dem Bankrott steht."

Die gerade erst gewählte Mitte-Rechts-Regierung unter Ministerpräsident Viktor Orban hatte im Wahlkampf Steuersenkungen versprochen, um das Wachstum anzutreiben. Aber schon kurz nach ihrer Wahl hatte sie erklärt, die Vorgängerregeirung der Sozialisten habe viel höhere Schulden hinterlassen als gedacht. Analysten halten es für denkbar, dass die Regierung ein Horror-Szenario an die Wand malt, um ihre Steuerversprechungen nicht einlösen zu müssen. (APA/Reuters)