Die Feldversuche mit dem Elektro-Smart laufen bereits, für „normale“ Kundschaft wird es 2012 so weit sein. Dann gibt’s das Auto auch in Österreich.

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Wien – Auch wenn wir gefühlsmäßig kurz vor dem Durchbruch der Elektromobilität stehen, die Realität sieht anders aus: Die ersten Elektroautos, die auf den Markt drängen, sind viel zu teuer, um ohne Wimpernzucken gekauft zu werden. Von größenordnungsmäßig 30.000 Euro ist die Rede, die Steuern noch gar nicht eingerechnet.

Das Kernproblem: Leistungsfähige Lithium-Ionen-Batterien kosten rund 1000 Euro pro Kilowattstunde, rund 20 kWh benötigt man, um mit einem Fahrzeug, das man gerade einmal Auto nennen darf, eine realistische Reichweite von etwas über 100 km zu schaffen. Ein rascher Preisrutsch aufgrund technologischer Fortschritte ist allein wegen der weltweit extremen Nachfrage nicht zu erwarten, schließlich boomt bereits das Segment der Elektrofahrräder und -roller. 

Technisch gesehen ist das Elektroauto kein Mysterium. Da gibt es ein paar Detailfragen zu lösen, vor allem, was Klimatisierung und Winterbetrieb betrifft. Aber wer Autos bauen kann, die mit höchst explosivem Benzin sicher fahren, wird auch am Elektroauto nicht scheitern.

Im Gegensatz zu früher ist das Interesse der Industrie an der Elektromobilität jetzt hellwach. Die Energieversorger erwarten ein neues Geschäftsfeld, und zwar nicht nur für Windräder und Solarzellen, denn französische Unternehmen sind in Sachen Elektromobilität höchst aktiv – mit der Kernkraft im Hintergrund. Auch Leasingfirmen präsentieren bereits Geschäftsmodelle, um das Fahren mit den sündteuren Elektroautos erschwinglich zu gestalten.

Umweltnutzen fraglich

Das Elektroauto ist überdies ein famoses Vehikel für die Politik, um ihre Umweltgesinnung zu transportieren. Deshalb werden da und dort Förderungen ausgeschüttet. Selbst die Telekom wittert ein Geschäft, indem sie ihre alten Telefonzellen zu Elektrotankstellen umbauen will.

Ob die Umwelt vom Elektroauto tatsächlich profitiert, ist nicht so sicher. Lokal fallen zwar keine Emissionen an, der CO2-Ausstoß hängt jedoch von der Art des Kraftwerks ab, in dem der Strom erzeugt wird. Beim Kraftwerksmix eines hochentwickelten Industriestaats liegt ein Elektroauto im CO2-Ausstoß etwa auf dem Niveau eines Diesel-Kleinwagens. Ohne massiven Ausbau erneuerbarer Energien parallel dazu bringt das Elektroauto umwelttechnisch gesehen also so gut wie nichts.

Elektroautos lösen auch keine Verkehrsprobleme – im Gegenteil. Als Dritt- oder Viertautos benötigen sie noch einmal zusätzlichen Raum. Sie bringen nur dann einen Vorteil, wenn Verkehrs- und Siedlungsstrukturen gesamthaft vernünftiger gestaltet werden, also generell verkehrsmindernd.

Aber wir müssen sowieso nicht fürchten, dass uns das Elektroauto schon bald überrollen wird. Selbst optimistische Prognosen gehen davon aus, dass in zehn Jahren nicht mehr als zehn Prozent Elektroautos verkauft werden. (rs/DER STANDARD, Printausgabe, 5./6.6.2010)