Wien – "Smart Grids" sollen künftig helfen, den Strom im Netz besser zu verteilen – der effiziente Verbrauch wird sich aber auf der Verteilerebene abspielen – bei den einzelnen Kunden.

"Smart Meter" lautet das Stichwort für diese neue Ära des Stromverbrauchs. "Letztlich ist bei Haushalten eine automatische Steuerung das Ziel", betont WienEnergie-Geschäftsführer Reinhard Brehmer. Und die soll über das neue System der "Smart Meter" abgewickelt werden. Das sind hochmoderne Stromzähler, über die etwa auch per Internet der aktuelle Stromverbrauch abgelesen und gesteuert werden kann.

In den USA etwa ist es schon gang und gäbe, dass neue Haushaltsgeräte mit einem Steuerungs-Chip versehen sind. Ist der Haushalt künftig mit einer entsprechenden Steuerung versehen, ist folgendes Szenario vorstellbar: Am Abend werden Geräte wie Waschmaschinen oder Geschirrspüler befüllt und eingeschaltet. In Betrieb gehen sie aber erst irgendwann in der Nacht – wenn genug überschüssiger und gleichzeitig billiger Strom im Netz unterwegs ist.

So kann ein "intelligenter" Haushalt realisiert werden – in dem nur der nötigste Strom sofort verbraucht wird. Alle anderen Aufgaben können aber – bis hin zur Klimaanlage und Warmwasseraufbereitung – dann erledigt werden, wenn genug Strom unterwegs ist. Der Vorteil für den Kunden: Er erspart sich damit auch Geld – denn wenn es viel Strom gibt, wird er auch günstiger sein. 

Der kleine Schönheitsfehler im Konzept: Derzeit sind die Anschaffungskosten der Smart Meter und Steuerungen noch teurer als die mittelfristige potenzielle Ersparnis bei den Stromkosten. "In Summe geht es beim Einbau von Smart Metern bei den Kunden um einen dreistelligen Millionenbetrag – das ist ein Hammer", gibt Brehmer zu. Rund 360 Mio. Euro werden für einen Vollausbau in Österreich geschätzt.

Die Zielvorgabe der EU: Bis 2020 sollen achtzig Prozent der Haushalte Smart Meter haben. Kleine Einschränkung: Es sei denn, es wird ein gesamtstaatliches negatives Kosten-Nutzen-Gutachten vorgelegt. Und so eine Negativbilanz kann leicht herauskommen, angesichts der derzeitigen bürokratischen Hindernisse. Nach derzeitigem Stand ist vom Eichamt nur ein einziges Smart-Meter-Gerät für Österreich zugelassen. Und laut dem Eichgesetz ist überdies nur eine achtjährige Lebensdauer dieser Geräte gestattet. Würde allein die zugelassene Lebensdauer verdoppelt – was technisch kein Problem wäre – würde die Kosten-Nutzen-Rechnung ganz anders aussehen. (frei/DER STANDARD, Printausgabe, 5./6.6.2010)