Die Felsformation "Comanche" in den Columbia Hills im Gusev-Krater.

Foto: NASA / JPL und Cornell University, Ithaca, New York

Mainz - Vor etwa vier Milliarden Jahren konnte unser Sonnensystem vermutlich mit gleich zwei potenziell lebensfreundlichen Planeten aufwarten. "Freundlich" unter Anführungszeichen, denn die Erde war damals noch höllisch heiß - allmählich aber kühlte sie ausreichend ab, um Wasser kondensieren zu lassen und vor 3,5 bis 3,9 Milliarden Jahren die Entstehung der ersten Einzeller zu ermöglichen. Der zweite Planet war der Mars, der damals im Vergleich zu heute ein warmes und feuchtes Klima geboten haben könnte.

Das schließen deutsche Forscher aus Gesteinsanalysen, die der NASA-Rover "Spirit" mit dem in Mainz entwickelten Mössbauer-Spektrometer 2006 in der Region Columbia Hills des 166 Kilometer großen Gusev-Kraters durchgeführt hat."Das Mössbauer-Team hat jetzt gemeinsam mit einer internationalen Gruppe zum ersten Mal Carbonatgestein vor Ort auf der Oberfläche des Mars nachgewiesen. Danach war lange gesucht worden, um die jahrzehntelangen Spekulationen, dass in den Anfangszeiten des Planeten einmal ein warmes, feuchtes Klima geherrscht hat, zu untermauern", teilte Göstar Klingelhöfer von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz mit. Die Ergebnisse der Studie wurden im Wissenschaftsjournal "Science" veröffentlicht.

Überprüfung

Die Wissenschafter gingen bei ihren Untersuchungen von der Annahme aus, dass ein wärmeres, feuchteres Klima in der frühen Geschichte des Planeten eine wesentlich dichtere CO2-reiche Atmosphäre als heute vorausgesetzt hätte. Eine solche Atmosphäre hätte wiederum Gesteinsaufschlüsse mit hohen Carbonatanteilen hervorgebracht. Tatsächlich hat die Mössbäuer-Gruppe nach jahrelangen Analysen nun einen derartigen Gesteinsaufschluss mit einem hohen Anteil von Magnesium-Eisen-Carbonat identifiziert. 

Die Gesteinsformation "Comanche" in den Columbia Hills besteht zu ca. 20 Prozent aus Carbonaten. Diese hohe Carbonatkonzentration deutet auf eine sehr starke Wasseraktivität bei nahezu neutralem pH-Wert in einer dichten, warmen und feuchten CO2-Atmosphäre während ihrer Bildung hin, also lebensfreundlichen Umweltbedingungen. "Nach diesem Carbonat haben wir immer gesucht", freut sich Göstar Klingelhöfer über den Fund, der im Wesentlichen aus einem Magnesium-Eisen-Karbonat und dem Mineral Olivin besteht.

Übereinstimmung mit Marsmeteorit

Diese Zusammensetzung findet sich auch in den Carbonatkügelchen, die in dem Mars-Meteoriten ALH 84001 entdeckt wurden. Der Allan-Hills-Meteorit sorgte Ende der 90er Jahre für Aufsehen, nachdem Wissenschafter bestimmte Strukturen als Spuren biologischer Aktivität gedeutet hatten. Der Meteorit ist wie die "Comanche"-Formation etwa vier Milliarden Jahre alt, stammt also aus der sogenannten Noachischen Periode des Mars vor 3,5 bis 4,6 Milliarden Jahren. Das Gusev-Carbonat mit seiner hohen Karbonatkonzentration von 16 bis 34 Prozent wurde vermutlich, so schreiben die Wissenschafter, aus carbonathaltiger Lösung, die aus hydrothermalen Quellen stammte, abgeschieden. (red)