Bern, Stockholm, Madrid und Istanbul spielten wie alle Hauptstädte von neutralen Ländern im 2. Weltkrieg eine wichtige Rolle als Drehscheibe für geheimdienstliche Aktivitäten verschiedener Couleurs. Betrachtet man die Aktivitäten der österreichischen Widerstandsgruppe um den Gersthofer Pfarrer Heinrich Maier und den Generaldirektor der Semperit AG, Franz Josef Messner, so geraten Bern und Istanbul in den Fokus der nachrichtendienstlichen Verbindungslinien. Die Türkei war wegen ihrer geopolitischen Lage und ihres neutralen Status vor allem auch während der Zeit des 2. Weltkriegs ein bevorzugter Stützpunkt internationaler Agentenkreise. Der US-Geheimdienst OSS (Office of Strategic Services), der britische SIS (Secret Intelligence Service) und der auf Sabotageaktionen spezialisierte Kriegsgeheimdienst SOE (Special Operations Executive), der russische NKWD und vor allem die deutsche "Abwehr" im Oberkommando der Wehrmacht unter der Führung von Wilhelm Canaris hatten Stützpunkte in Istanbul und zogen von dort aus die Fäden für viele ihrer Operationen.

Im Herbst 1943 begann die Zusammenarbeit von OSS Istanbul mit den österreichischen Nazigegnern. Die Decknamen der Akteure waren der Flora entlehnt, Franz Josef Messner führte die Bezeichnung "Cassia" . Der von William Donovan geführte OSS hatte auch in der Schweiz eine wichtige Operationsbasis unter Allen Dulles' Ägide aufgebaut. Dort kam es im Herbst 1943 zu einem ersten Zusammentreffen der Österreicher mit den US-Geheimdienstleuten. Franz Josef Messner und seine Mitarbeiterin und Geliebte, die Konzertpianistin Barbara Issakides, reisten in die Schweiz, und schon bei dieser Gelegenheit lieferte Messner den Amerikanern wichtige Informationen über die deutsche Rüstungsindustrie.

Sein Ziel war, von der Regierung in Washington Unterstützung für die geheimdienstlichen Aktivitäten der Gruppe, die sich der Befreiung Österreichs vom Nazi-Terror verschrieben hatte, zu erwirken. Die Semperit-Werke, deren Generaldirektor und Vorstandsvorsitzender Franz Josef Messner seit 1937 war, spielten bei der konspirativen patriotischen Aktion der Maier-Messner-Gruppe eine zentrale Rolle. So lief auch die Verbindung zur OSS-Außenstelle in Istanbul über einen Semperit-Vertreter.

"Franz Josef Riediger (OSS-Codename 'Stock') vertrat die Interessen von Semperit in der Türkei und eine Zeitlang wahrscheinlich auch die der Abwehrstelle Wien. Nach seiner Wienreise im Sommer 1943 dürfte er über den tschechischen Geschäftsmann Alfred Schwarz (OSS-Codename 'Dogwood') mit dem Leiter von OSS-Istanbul, Col. Lanning MacFarland, in Kontakt getreten sein" , schreibt der Grazer Historiker und Geheimdienstexperte Siegfried Beer, der in den National Archives in Washington OSS-Akten gesichtet und ausgewertet hat. "Schwarz war der Partner von Archibald Coleman (OSS-Codename 'Cereus') im sog. Dogwood-Cereus-Circle, einem ausgedehnten Spionagering der Amerikaner in Istanbul, dessen Operationen vor allem nach Bulgarien, Rumänien, Griechenland, Ungarn, Deutschland und Österreich gerichtet waren. (...). Von den insgesamt etwa 50 Dogwood-Agenten gehörten zu Beginn des Jahres 1944 die Informanten 'Cassia' und 'Stock' zu den bei weitem produktivsten. Allerdings sind ihre Informationen schon damals und in späteren OSS-Analysen als völlig unterschiedlich brauchbar und nicht immer verlässlich eingestuft worden." Auch der spätere Jerusalemer Bürgermeister Teddy Kollek gehörte unter dem Namen "Gerbera" zu diesem Agentennetzwerk.

Franz Josef Messner war eine schillernde Figur mit besten Kontakten in die höchsten Sphären der Wirtschafts- und Finanzwelt. 1925 wanderte der gebürtige Tiroler nach São Paulo aus, wo er sich zum Kaffeeexperten heranbildete. Brasilien sollte ihm überhaupt zur zweiten Heimat werden. 1928 wurde Messner Konsul und Handelsattaché des lateinamerikanischen Landes in Wien, einige Jahre später erhielt er die brasilianische Staatsangehörigkeit und hielt sich immer wieder länger in Südamerika auf. 1939 wurde Brasilien aus politischen Gründen zum Zufluchtsort. Aus Furcht vor einem fanatischen Nazi in der Verwandtschaft setzten sich seine Frau und er per Zeppelin dorthin ab. Nach einer mehrmonatigen Odyssee war er dann wieder in Wien, blieb jedoch unbehelligt.

Spätestens ab 1942 war Messner von der Niederlage Deutschlands überzeugt und hoffte, durch die Übermittlung von Informationen über Rüstungsbetriebe den Kriegsverlauf verkürzen zu können, sodass er nach dem Kriegseintritt der Amerikaner mit dem OSS Kontakt aufnahm und sich dann als dessen Agent betätigte.

Die Maier-Messner-Gruppe war eine katholisch-konservative Gruppierung, die nicht nur ideologisch, sondern auch in der Organisationsstruktur und in der sozialen Zusammensetzung ein völliges Gegenbild zu den illegalen Gruppierungen der KP darstellte. Waren die kommunistischen Widerstandskämpfer Teil einer straff geführten Organisation, so gehörten zum Kreis um Maier und Messner mehrere lose miteinander verbundene Gruppierungen, die auch in ihren politischen Positionen inhomogen waren. Ein Teil der Gruppe, etwa der Legitimist Walter Caldonazzi und seine Anhänger, favorisierte die Wiedererrichtung der Monarchie, für andere hatte die Wiedererlangung der Unabhängigkeit Österreichs oberste Priorität; einig war man sich in der strikten Ablehnung des NS-Regimes. Während im kommunistisch geprägten Widerstand Funktionäre mit proletarischem Hintergrund dominierten, war die Gruppe um Messner und den Pfarrer Heinrich Maier von Akademikern geprägt. Der Kaplan der Pfarre Gersthof, Dr. Heinrich Maier, begann ab 1940 mit seiner Tätigkeit im Widerstand. Aufgrund seiner Kontakte hatte er wie Messner Zugang zu brisanten Informationen aus dem wirtschaftlich-militärischen Bereich, etwa über die Konstruktion von Panzern oder die Entwicklung der V 2.

Die Aktivitäten der legitimistisch-konservativen Gruppierung sind in der österreichischen Widerstandsforschung durchaus kein Novum - das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes etwa hat ihnen frühzeitig Beachtung geschenkt. Aber Einzelheiten über die Zerschlagung der Gruppe im Frühjahr 1944 und die Verräter, die Messner und seine Mitstreiter den deutschen Behörden und damit dem sicheren Tod auslieferten, waren bislang kaum bekannt. Jüngste Archivfunde der Verfasser dieses Beitrags im Bundesarchiv Berlin (Außenstelle Dahlwitz-Hoppegarten) sowie im Wiener Stadt- und Landesarchiv werfen ein neues Licht auf das tragische Ende der Gruppierung. Erstmals werden etwa durch diese Archivfunde die Gestapo-Vernehmungsprotokolle des hingerichteten Pfarrers Maier und anderer Angehöriger der Widerstandsgruppe zugänglich, und die Voraussetzungen ihrer Liquidierung treten klarer zutage.

Ab Februar/März 1944 wurde das von Verrätern und Denunzianten gesponnene Netz, in dem sich die Mitglieder der Gruppe verfangen sollten, immer engmaschiger. Am 25. Februar 1944 wurde Walter Caldonazzi in Wien festgenommen, einen Monat später, am 28. März, Heinrich Maier, und tags darauf, am 29. März, ging Franz Josef Messner bei der Übergabe eines Senders und eines größeren Geldbetrags der Gestapo in Budapest in die Falle. Seine Villa in Wien-Währing, in der Hasenauer Straße 61, wurde sogleich von der Gestapo beschlagnahmt und zur Unterbringung verhafteter britischer, amerikanischer und sowjetischer Funk- und Fallschirmagenten genutzt.

Hinter den Verhaftungen steckte eine konzertierte Aktion der Geheimpolizei, die die internationale Vernetzung der Widerstandsgruppe entschlüsseln und ihre Hintermänner aufdecken wollte. Eine wichtige Rolle spielten dabei die Verhöre von Caldonazzi und Maier, die weitgehend durch Folter erpresst worden sein dürften, worauf neben den gängigen Gestapo-Methoden auch eklatante Schwenks in den Vernehmungsprotokollen und beschönigende Formeln ("gab nach eingehender Befragung an" ) hinweisen.

In der "Vorführungsnote" der Gestapo vom 7. April 1944 gab Dr. Heinrich Maier Informationen über die österreichische Emigrantenszene und die Aufgaben Messners im Widerstand preis. Er habe Dr. Messner, der öfters geschäftlich im Ausland zu tun hatte, ersucht, auf seinen Auslandsreisen auszukundschaften, wie die Lage im Auslande beurteilt werde, welche Emigrantengruppen aus Österreich dort bestehen bzw. welchen Einfluss sie haben. Messner machte ihn in der Folge auf den österreichischen Ex-Minister Dobretsberger in der Türkei und eine Reihe von weiteren exilierten Österreichern aufmerksam.

Anlässlich einer bevorstehenden Reise Messners in die Türkei ersuchte er ihn, "dort mit Vertretern der Feindmächte in Verbindung zu treten und ihnen zu erklären, dass hier in Österreich eine große Widerstandsbewegung bestehe, innerhalb welcher alle Anti-NS-Richtungen vertreten seien. Die Vertreter dieser Widerstandsbewegung bitten, Österreich als gleichwertigen Bundesgenossen zu betrachten." Nach seiner Rückkehr aus der Türkei erzählte ihm Dr. Messner, dass es ihm gelungen sei, mit MacFarland persönlich in Fühlung zu treten. Dieser habe sich über das Bestehen einer Widerstandsbewegung in Österreich "sehr begeistert" ausgedrückt und erklärt, er werde zwecks weiteren Aufbaus der Widerstandsbewegung die erforderlichen Mittel verschaffen. In der Folge des Verhörs belastete er Messner erheblich, indem er angab, diesen am Tag vor seiner Festnahme getroffen und ihn auf die "dringliche Frage" der Finanzierung der Widerstandsbewegung angesprochen zu haben. "Darauf sagte mir nun Dr. Messner, dass ja ohnehin in Kürze ein Betrag von RM 100.000 kommen werde. Er reise jetzt nach Budapest und werde dort das Weitere veranlassen." Bei der Übergabe des Geldes war Messner in Budapest verhaftet worden.

Zur Strategie der Gruppe gab Heinrich Maier im Verhör vom 27. April 1944 an, durch Informationen über die "Rüstungsbetriebe in der Ostmark" habe er gehofft, weitere Luftangriffe auf österreichische Städte zu verhindern und "dass dadurch die anderen Industrien, die wir nach dem Kriege unbedingt brauchten, sowie die Zivilbevölkerung verschont blieben. (...) Kurz darauf habe ich den Dr. Messner mit meinem Plan vertraut gemacht und mich mit ihm darüber unterhalten, welche Rüstungszentren wir den Feindmächten preisgeben wollten. Wir fassten dabei die Rüstungsbetriebe in Steyr sowie glaublich auch Wiener Neudorf und Wiener Neustadt ins Auge."

Die Beschaffung der Pläne dieser Unternehmen, u. a. eines Lageplans von Steyr, hatte der im Heeresvermessungsamt tätige und ebenfalls von der Gestapo verhaftete Hermann Klepell übernommen, der diese an Messner weitergab. Während einer seiner Auslandsreisen übermittelte sie Messner an alliierte geheimdienstliche Stellen in der Schweiz oder in der Türkei. Im Verhör vom 24. April 1944 erwähnte Klepell auch einen US-Armeesender, der von einem englischen Flugzeug aus abgeworfen werden sollte. Der Sender sollte in Wien aufgestellt werden, um darüber mit dem Ausland Kontakt aufzunehmen.

"Maier sagte, er hätte bereits einen Mann, einen als Funker ausgebildeten Wehrmachtsangehörigen, der den Sender dann bedienen werde." Zwei Möglichkeiten habe es gegeben, den Sender auf österreichisches Gebiet zu bringen: entweder mit einem Flugzeug und Abwurf mittels Fallschirm oder durch Mittelspersonen auf Schleichwegen. Als eben jene "Mittelsperson" stellte sich Franz Josef Messner zur Verfügung, was ihm während seiner Budapest-Reise im März 1944 zum Verhängnis werden sollte.

Zu den festgenommenen Mitgliedern der Widerstandsgruppe gehörte auch der Sanitätsgefreite Josef Wyhnal, ein Spezialist für Bakteriologie. Er hatte Gesinnungsgenossen, um sie dem Wehrdienst zu entziehen, infektionserregende Injektionen verabreicht bzw. ihnen lebensgefährliche Praktiken erläutert, etwa die Infektion offener Wunden mit Petroleum oder Erde, wodurch schwere Fieberanfälle und Entzündungen hergerufen wurden.

Wie war es der Gestapo möglich, die Widerstandsgruppe gezielt einzukreisen und ihre Protagonisten zu verhaften? Die jüngsten Archivfunde lassen die Überlagerung verschiedener Zweige der Verfolgungs- und Bespitzelungsmaschinerie in neuem Licht erscheinen, als Parallelaktion zwischen der Tätigkeit eines Wiener Denunzianten und eines tschechischen V-Manns, der sich als Dreifachagent betätigte. Ein bisher unbekannt gebliebener Protagonist bei der Aufrollung der Messner-Maier-Gruppe war der aus dem Rheinland stammende Sigismund Romen, ein hochrangiger Semperit-Angestellter, radikaler Nazi und glühender Antisemit.

Vor 1938 ein Vertrauensmann der deutschen Botschaft in Wien, hatte er Messner in hohe Wirtschaftskreise eingeführt und strebte offenbar selbst dessen Posten an. Obwohl ihn Messner von seinen Widerstandsaktivitäten fernhielt, hatte der maßlos ehrgeizige Mitarbeiter ein gewisses Gespür für die antinationalsozialistische Haltung seines Chefs. So versandte er am 21. Mai 1943 ein an "Herrn Reichsminister Dr. Josef Goebbels, Berlin" adressiertes Schreiben, in dem er Messner auf das Ärgste denunzierte und Anzeige gegen einen "staatsfeindlichen Generaldirektor" erstattete.

Romen wurde zunächst wegen diverser anonymer Anschuldigungen von Parteistellen verwarnt und von der Gestapo sogar in Haft genommen, aber bald wieder freigelassen. So wurde die Gestapo frühzeitig auf Messner aufmerksam, auch wenn sie (noch) keine konkreten Details über dessen Widerstandstätigkeit erfuhr. Die von einem pathologisch anmutenden persönlichen Hass und gekränkter Eitelkeit geprägten psychischen Strukturen dieses Denunzianten ließen Romen wohl für die Rolle eines V-Mannes eher als ungeeignet erscheinen, gleichwohl lieferten seine Verdächtigungen dem polizeilichen Überwachungsapparat erste Anhaltspunkte. Nur so ist jedenfalls zu erklären, dass der Spur zu Messner auch tatsächlich sukzessive weiter nachgegangen wurde. In vier umfangreichen Eingaben an die Gestapo (September/Oktober 1943) denunzierte Romen seine Semperit-Kollegen Messner und Riediger neuerlich.

So behauptete er, Messner hätte bereits 1941 erwogen, Buna-Fabriken in Deutschland von den Engländern bombardieren zu lassen. Er nutze während seiner Auslandsreisen jede Möglichkeit, "mit deutschfeindlich eingestellten Personen zusammenzutreffen" . "Männer mit deutscher Gesinnung sind ihm verhasst. - (Für Nationalsozialisten hat er nur Gift übrig, - wenn er sie vergiften könnte.)" Romen empfahl der Gestapo, Karoly Huszar jun., den Sohn des verstorbenen ungarischen Premiers, als Zeugen für die staatsfeindlichen Aktivitäten Messners nach Wien kommen zu lassen.

Am 7. Februar 1945 kam Romen durch einen alliierten Luftangriff ums Leben. Im Zuge eines Volksgerichtsverfahrens, bei dem der Vermögensverfall verhandelt wurde, kam zur Sprache, "dass er den seinerzeitigen Generaldirektor Dr. Messner der Semperit-Werke der Gestapo in Wien wegen Hochverrats zur Anzeige gebracht hat und somit dessen Haft und spätere Hinrichtung verschuldet hatte." Diese Einschätzung war womöglich etwas übertrieben, feststehen dürfte aber, dass Romen den Stein ins Rollen brachte.

Josef Riediger gab im Jänner 1956 eidesstattlich zu Protokoll, er habe als enger Mitarbeiter des Dr. Messner von Anbeginn dessen Widerstandsgruppe angehört. Im Februar 1944 hatte ihm Messner in Istanbul mitgeteilt, dass seine oftmaligen Reisen und seine Tätigkeit im Ausland aufgrund einer Anzeige "eines Herrn Sigismund Romen (Konfident)" Gegenstand einer Untersuchung bei der Gestapo seien. Daraufhin beschloss Riediger im Einvernehmen mit Messner, so lange im Ausland zu bleiben, bis er ein Signal für seine Rückkehr erhalten oder der Zusammenbruch des NS-Regimes diese erforderlich machen würde.

Die Schlinge über den Köpfen Messners und seine Mitstreiter zog sich nicht nur aufgrund der Denunziationen Romens zusammen, einen maßgeblichen Beitrag zu ihrer Enttarnung und späteren Hinrichtung lieferte der tschechische Mehrfachagent Bedøich Laufer. Er war von Hauptmann Klausnitzer für die Abwehrstelle Prag "rekrutiert" worden, arbeitete jedoch zugleich für den SD und später als (Des)-Informant des amerikanischen OSS.

Der "Halbjude" Laufer hatte falsche Papiere erhalten, die ihn als "Arier" auswiesen, und dies garantierte wohl seine "Zuverlässigkeit" . In der Tarnung eines Geschäftsmannes verließ er im Jänner 1940 Prag und ging nach Budapest, von wo aus er "Geschäftsreisen" durch den Balkan unternahm. Die Niederlage Griechenlands und Jugoslawiens hatte viele nachrichtendienstliche Kurierverbindungen unterbrochen. Das Referat III F der Abwehrstelle Prag peilte nunmehr Istanbul als Einsatzstandort für die tschechischen Nachrichtenoffiziere an. Laufer, der mit der Kurierverbindung Belgrad-Sofia beauftragt war, kam bereits im Sommer 1941 nach Istanbul und wurde später zu einer zentralen Figur, die maßgeblich an der Aufdeckung des von Alfred Schwarz alias "Dogwood" geleiteten US-Agentennetzes beteiligt war.

Enttarnte Verbindung

Es gelang ihm, das System der Kurierverbindungen zwischen Deutschland und Istanbul zu enttarnen. Tschechische Widerstandskämpfer hatten bereits Ende 1941 vor Laufer ("Iris" ) gewarnt, doch diese Hinweise nahm niemand ernst, und er erzielte erhebliche Erfolge bei der Infiltration des OSS-Netzes. Durch den Hinweis auf die Übernahme des Senders in Budapest wurde Messner vermutlich ans Messer geliefert. Anfang oder Mitte April 1944, d.h. wenige Wochen nach der Besetzung Ungarns durch die Wehrmacht, versuchte Laufer auch Riediger nach Budapest zu locken, doch der Istanbuler Semperit-Repräsentant nahm Messners Warnungen ernst und verblieb in der Türkei. Der Zeitpunkt für Laufers perfides Täuschungsmanöver war keineswegs zufällig gewählt, denn am 28. März 1944 war in den Verhörprotokollen (Maier) der Wiener Gestapo erstmals der Name Riediger - in einem kompromittierenden Kontext - aufgetaucht. Diese Konstellation lässt den Schluss zu, dass Laufer entweder selbst zusätzlich auch im Dienst der Wiener Gestapo stand oder diese vom SD eine "Amtshilfe" erbat, um des Vertreters von Messner in Istanbul habhaft zu werden. Nach Kriegsende wurde Bedøich Laufer von tschechischen Widerstandskämpfern hingerichtet.

Am 28. Oktober 1944 standen zehn Angehörige der Maier-Messner-Gruppe (Heinrich Maier, Franz Josef Messner, Walter Caldonazzi, Josef Wyhnal, Hermann Klepell, Theodor Legradi, Andreas Hofer, Wilhelm Ritsch, Karl Fulterer und Clemens Pausinger) vor dem Volksgerichtshof, der acht Todesurteile verhängte. Franz Josef Messner wurde am 23. April 1945 als einer der letzten Gefangenen in Mauthausen vergast - zwölf Tage vor der Befreiung Mauthausens. (Hans Schafranek und Andrea Hurton/DER STANDARD, Printausgabe, 5./6. 6. 2010)