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"Wenn ich nur wüsst', was drinnen ist!"

Foto: APA/Zoo Schmiding

Frankfurt/Main - Seien es Delfine, Primaten, Krähenvögel oder andere - bei viele Tierarten lassen sich verschiedene Kulturen feststellen: Also Verhaltensweisen, die nicht angeboren sind, sondern durch soziales Lernen tradiert werden - und die sich vom Verhalten von Artgenossen mit anderer Tradition unterscheiden. Mit der Zebramanguste, einer Verwandten von Mungos und Erdmännchen aus dem südlichen Afrika, gesellt sich eine weitere Spezies hinzu, bei der Derartiges festgestellt werden konnte.

Zebramangusten leben in großen Verbänden in Afrika südlich der Sahara. Sobald die jungen Mangusten den Bau verlassen, wird jedes Jungtier individuell von einem älteren Verwandten unter die Fittiche genommen. Dieser Betreuer, in der Regel kein Elternteil, beschützt das Jungtier und begleitet es etwa bei der Nahrungssuche. Stoßen Zebramangusten dabei auf umhüllte Beute wie etwa Eier oder Käfer, bahnen sie sich den Weg an den Leckerbissen auf einem von zwei Wegen: Entweder beißen sie die Hülle mit den Zähnen auf oder sie knacken die Schale, indem sie sie auf eine harte Oberfläche wie einen Stein schleudern.

Versuch

Zoologen der englischen Universität Exeter um Corsin Müller stellten die Tiere nun vor eine knifflige Herausforderung: Sie präsentierten zunächst den ausgewachsenen Mangusten Überraschungseier aus Plastik, die mit Fisch und Reis gefüllt waren. Um an die Delikatesse zu gelangen, knackten manche Tiere die Schale mit den Zähnen, andere warfen sie auf einen Stein. Die jeweilige Technik behielten die Tiere dauerhaft bei. Zudem gaben sie ihre Vorliebe an die nächste Generation weiter.

Wurden jugendliche Mangusten erstmals selbst mit dem Plastikei konfrontiert, übernahmen sie gewöhnlich jenes Verhalten, das sie während der Kindheit bei ihrem jeweiligen Begleiter beobachtet hatten. Und bei dieser Technik blieben sie, bis sie ausgewachsen waren.

Weit verbreitet

Dies zeige, dass bei Tieren unterschiedliche Traditionen nebeneinander existieren könnten, schreiben die Forscher in der Zeitschrift "Current Biology". Zudem übernehmen Jungtiere nicht unbedingt das Verhalten der Mehrheit, sondern orientieren sich an bestimmten Vorbildern. "Vorlieben bei der Nahrungssuche werden von Erwachsenen an die Jungen über soziales Lernen weitergereicht und können somit als Traditionen gelten", sagt der Forscher Corsin Müller.

Dass dies nicht nur für nahe Verwandte des Menschen oder Arten mit besonders großem Gehirn gelte, sondern auch für Mangusten, deute darauf hin, dass Traditionen im Tierreich weit verbreitet seien. "Manchen Leuten wird dieses Resultat nicht gefallen, denn sie sehen das als Angriff auf unsere Sicht, dass der Mensch etwas Besonderes ist", sagt Müller. Aber dass auch andere Tiere Traditionen zumindest in Grundzügen hätten, mache den Menschen nicht weniger speziell, betont der Forscher. "Der Mensch ist einzigartig. Wie jede andere Spezies auch." (APA/apn/red)