Wien - Seit Anfang der 1980er Jahre grassiert das Immunschwächevirus HIV weltweit. Seit Beginn der Aids-Pandemie haben sich rund 60 Millionen Personen infiziert. 25 Millionen wurden Opfer der Immunschwäche. Die wichtigsten Fragen und Antworten. Sie beruhen auf dem Material, das die Aids Hilfe Wien in noch umfangreicherer Form auf der ihrer Internet-Homepage abrufbereit hat.

Was ist HIV? HIV bedeutet Human Immunodeficiency Virus, also menschliches Immunschwächevirus. HIV-infiziert oder HIV-positiv bedeutet, dass eine Ansteckung mit dem HI-Virus vorliegt. Der Betroffene muss allerdings keine Beschwerden oder Krankheitsanzeichen haben.

Was ist Aids? Aids bedeutet Acquired Immune Deficiency Syndrome, also erworbenes Immunschwächesyndrom. Dieses ist ein durch Viren (HIV) hervorgerufenes Krankheitsbild. Aids-krank oder "Vollbild Aids" bedeutet, dass Krankheitssymptome oder Folgeerkrankungen auftreten.

Wie steckt man sich mit HIV an? Im Rahmen einer Infektion muss eine infektiöse Körperflüssigkeit in den Körper eines anderen Menschen gelangen. Dies kann entweder durch frische, offene Wunden bzw. Injektionen oder auch über Schleimhäute - auch wenn diese intakt sind (Mund-, Nasen-, Anal- und Vaginalschleimhaut), Eichel und Innenseite der Vorhaut sowie die Bindehaut der Augen erfolgen. Zu einer HIV-Übertragung kann es im Zuge eines Sexualkontakts (Vaginal-, Anal- und Oralverkehr) oder über Verabreichung von Blut oder Blutprodukten sowie den Gebrauch verunreinigter Spritzen (Drogengebrauch) kommen. Hoch infektiös sind Blut und Sperma, weniger infektiös sind Vaginalflüssigkeit und Muttermilch.

Was sind die häufigsten Infektionswege?

Ungeschützter Sexualverkehr - sowohl vaginal als auch anal - sind wie der ungeschützte Oralverkehr (hier allerdings nur für den aktiven Partner, wenn Sperma oder Menstruationsblut in den Mund gelangt) ein Risiko. Eine Ansteckung über Scheidensekret oder Präejakulat allein - intakte Mundschleimhaut vorausgesetzt - ist äußerst unwahrscheinlich.

Ein weiteres Risiko ist das "needle-sharing" bei i.v.-Drogenkonsumenten, also das gemeinsame Benutzen von Injektionsnadeln und Spritzen.

Das Risiko als HIV-positive Mutter ein HIV-infiziertes Kind zur Welt zu bringen oder dieses über die Muttermilch beim Stillen zu infizieren, liegt ohne den Einsatz entsprechender Maßnahmen bei ca. 25 Prozent. Durch die entsprechenden Maßnahmen kann das Risiko auf ca. zwei Prozent gesenkt werden. Nadelstichverletzungen bei medizinischem Personal stellen nur ein sehr geringes Risiko dar (0,2 bis 0,4 Prozent).

Eine Infektion kann auch über Blut oder Blutprodukte erfolgen. In Österreich sind zwar alle Blutkonserven getestet, aufgrund des diagnostischen Fensters liegt die Wahrscheinlichkeit, eine HIV-positive Blutkonserve zu erhalten allerdings bei ungefähr 1:1,500.000 - 1:3,000.000.

Ist es riskant, häufig Sex zu haben? Es ist riskant, ungeschützten Sex zu haben. Häufiger geschützter Sex ist nicht riskant. Der häufigste HIV-Übertragungsweg ist ungeschützter Geschlechtsverkehr mit einem infizierten Partner oder einer infizierten Partnerin.

Kann man sich beim Küssen mit HIV infizieren? Nein. Die Mundschleimhaut kommt dabei nur mit Speichel in Kontakt, der für eine Übertragung zu wenig HIV enthält.

Stellen Insektenstiche ein Infektionsrisiko dar? Nein, so ist z. B. die erforderliche Blutmenge (und damit die erforderliche infektiöse Konzentration) in einem Insekt nicht vorhanden, außerdem stirbt HIV in Tieren schnell ab und kann sich dort auch nicht vermehren.

Wie kann HIV zwischen zwei Frauen übertragen werden? Beim ungeschützten Oralverkehr besteht für die befriedigende Partnerin ein geringes Infektionsrisiko durch infektiöses Vaginalsekret. Dieses wird bei Blutbeimengung (Menstruation) stark erhöht. Die Partnerin, die befriedigt wird, ist keinem Risiko ausgesetzt.

Was ist alles kein Risiko? Schweiß, Speichel, Tränenflüssigkeit, Harn, Stuhl, Sputum und Nasensekret enthalten zwar auch Viren, die Konzentration in diesen Körperflüssigkeiten ist allerdings für eine Ansteckung zu gering. Das bedeutet, dass der Kontakt mit diesen Flüssigkeiten kein Infektionsrisiko darstellt. Das Zusammenleben mit HIV-Positiven und Aids-Kranken sowie jeglicher Sozialkontakt (abgesehen vom ungeschützten Geschlechtsverkehr) ist daher vollkommen gefahrlos.

Was ist Safer Sex? Schützen kann man sich: 1. Sowohl beim Vaginal- als auch beim Analverkehr indem man stets Kondome verwendet. 2. Bei Fellatio ist der Samenerguss im Mund zu vermeiden. Wer ganz sicher gehen will und auch das Risiko des Lusttropfens (Präejakulat) vermeiden will, muss auch hier ein Kondom verwenden. 3. Die Infektionsgefahr beim Cunnilingus ist gering, steigt aber, wenn die Frau die Regel hat.

Wie zuverlässig ist der HIV-Test? Wenn man nach dem Risiko eine Frist von zwölf Wochen bis zum HIV-Antikörper-Test einhält, ist er eine äußerst zuverlässige (nahezu 100 Prozent) Methode, um eine Infektion auszuschließen. Nachweisbar ist eine Infektion mit HIV manchmal auch schon nach fünf bis sechs Wochen.

Wo lasse ich mich testen und wie läuft das ab? Z. B. bei der Aids Hilfe Wien, aber auch bei Ärzten und medizinisch diagnostischen Labors. Ein Test sollte nur erfolgen, wenn er mit einem Informations- und schließlich mit einem Beratungsgespräch verbunden ist. Aids Hilfe-Einrichtungen gewährleisten das.

Ist Aids heilbar? Aids ist nicht heilbar, aber behandelbar. Es gibt (noch) keine Substanz, die HIV aus dem Körper eliminieren kann.

Wie lange lebt man mit der Therapie? Aids-Spezialisten betonen, dass die moderne Kombitherapie bei regelmäßiger Einnahme viele Jahre Überlebenszeit bringt. Die Sterblichkeit an Aids konnte dadurch drastisch gesenkt werden.

Gibt es alternative Behandlungsmethoden für Aids? Keine, deren Wirksamkeit durch klinische Studien belegt ist. Zusätzlich zur Kombinationstherapie gibt es alternative Behandlungsmöglichkeiten um Nebenwirkungen zu mindern.

Gibt es eine Impfung gegen HIV? Bisher haben auch rund 20 Jahre lange intensive Forschungsarbeiten noch nicht zu einem anwendbaren Erfolg geführt. Vergangenes Jahr wurden erstmals Hinweise dafür gefunden, dass eine Immunisierung eventuell eine gewisse Schutzrate haben könnte. Doch breit verwendbar ist diese Strategie noch nicht.

Gibt es die "Pille danach"? Nein! Die Postexpositionelle Prophylaxe (PEP) ist eine medikamentöse Vorsorge, die eine Infektion mit dem HI-Virus verhindern soll. Dabei wird gleich nach der Risikosituation eine Kombination antiretroviral wirksamer Medikamente für vier Wochen eingenommen. Die Medikamenteneinnahme sollte in den ersten Stunden nach dem Risiko beginnen. Wenn 48 Stunden vergangen sind, ist eine prophylaktische Wirkung nicht mehr zu erwarten.

Wann wird die PEP empfohlen? Generell ist die PEP (Postexpositionelle Prophylaxe) für Unfälle im beruflichen Bereich vorgesehen. Es hat sich aber auch die Praxis entwickelt, diese z.B. bei Kondomplatzern bei diskordanten Paaren (ein Partner ohne HIV) einzusetzen. Eine PEP wird ärztlich empfohlen, wenn die Kontaktperson gesichert HIV-positiv ist/war. Ist dies nicht der Fall - es ist von der Kontaktperson allerdings ein stetiges Risikoverhalten bekannt - ist der Einsatz der PEP in Abwägung aller Faktoren individuell vom Arzt/von der Ärztin zu entscheiden. (APA)