Wien - Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) unterstützt seinen Finanzstaatssekretär Andreas Schieder bei dessen Idee, kleine Spitäler zusammenzulegen. Darüber sollte man nun mit den Ländern in Gespräche treten, erklärte der SPÖ-Chef nach dem Ministerrat. Faymann verwies darauf, dass die Krankenhäuser ja nicht durch völlig andere Einrichtungen ersetzt würden. Vielmehr werde man die Standorte für die stationäre Pflege benötigen.

Fusion von Kassen für Faymann "kein Tabu"

Bedeckt hielt sich Faymann, was die Fusion von Krankenkassen angeht. "Tabu ist es keines", meinte der SP-Vorsitzende.

VP-Finanzstaatssekretär Reinhold Lopatka wiederum lehnte den Vorschlag Schieders ab. Vorbild wäre für ihn Vorarlberg, wo man Kostensteigerungen dadurch vermieden hatte, dass die Krankenhäuser zu Schwerpunkt-Spitälern umgestaltet worden seien. Von einer radikalen Schließungsstrategie halte er nichts.

Zu teures Spitalswesen

Österreich leistet sich im internationalen Vergleich zu viele teure Spitalsbetten und zu viele kleine Krankenhäuser. Das besagt ein Bericht der von der Regierung eingesetzten Expertengruppe zur Verwaltungsreform. Allein der Rückbau der derzeit 52.600 "Akutbetten" auf EU-Niveau würde Einsparungen von 2,9 Milliarden Euro ermöglichen. Im Gegenzug könnte die günstigere Versorgung der Bevölkerung durch niedergelassene Ärzte ausgebaut und Geld in den Pflegebereich investiert werden. Letzterer steht vor einer wahren Kostenexplosion: Die Ausgaben werden sich bis 2030 auf 8,5 Milliarden Euro mehr als verdoppeln.

Zusätzlich zur kleinstrukturierten Spitalslandschaft leistet sich Österreich dem Bericht zufolge auch eine Überversorgung mit Krankenhausbetten. Während die 15 "alten" EU-Staaten nur 3,8 Akutbetten je 1.000 Einwohner benötigen, sind es in Österreich 6,4. Dementsprechend werden auch deutlich mehr Österreicher ins Spital eingeliefert: 26,6 von 100 Einwohnern landen jährlich in Akutspitälern, im EU-Schnitt sind es nur 15,4. "Teure Akutbetten werden teilweise mit austherapierten und auf einen Pflegeheimplatz wartenden Patienten belegt", kritisiert der Expertenbericht.

Empörung in den Bundesländern

In Salzburg kommt eine Schließung kleiner Krankenhäuser nicht in Frage. "Es macht einfach einen Unterschied, ob man über die Gesundheitsversorgung in Zentralräumen wie Wien oder jene in ländlichen Regionen wie dem Pinzgau oder dem Lungau spricht", so die Landeshauptfrau Gabi Burgstaller.

In Niederösterreich, Oberösterreich, Kärnten und der Steiermark wehrt man sich ebenfalls gegen den Vorschlag. Es handle sich bei diesen Überlegungen um "Einzelmeinungen von Bundeskanzler und Finanzstaatssekretär", betonte Josef Ackerl, Landeshauptmann-Stellvertreter in Oberösterreich. Das Zusperren von Spitälern mit unter 300 Betten würde eine "beispiellose Schließungsorgie und eine Arbeitsplatzvernichtung" mit sich bringen, so der niederösterreichische Landeshauptmann-Stellvertreter Wolfgang Sobotka. Auch die steirische Gesundheitslandesrätin Bettina Vollath zeigte sich verwundert: Eine Größenordnungsdiskussion habe nicht unbedingt etwas mit Qualität in der Versorgung zu tun. (APA)