Wien - Die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) in Mittel- und Osteuropa (CEE) sind 2009 im Jahresvergleich auf 58,5 Mrd. Euro fast halbiert worden und damit auf das Niveau des Jahres 2005 zurückgefallen. 2008 flossen in die 20 vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleich (WIIW) beobachteten Länder noch insgesamt 111,5 Mrd. Euro. Für heuer rechnet das WIIW mit einem Wachstum von rund 14 Prozent gegenüber 2009, das im Wesentlichen durch Zuwächse in Polen und Russland getragen werden dürfte.

2009 verzeichneten alle zehn neuen EU-Mitgliedstaaten einen deutlichen Einbruch der FDI, die Slowakei und Slowenien hatten sogar geringe FDI-Abflüsse. Trotz des Rückgangs würden die Investitionen noch immer eine große Rolle im CEE-Raum spielen. Die angekündigten staatlichen Sparmaßnahmen würden die Entwicklung dämpfen, da die Binnennachfrage zurückgehe und daher auch weniger Anreize für Investitionen bestünden, erklärte WIIW-Experte Gabor Hunya am Dienstag in einer Pressekonferenz.

Vor allem jene CEE-Länder mit einem flexiblen Wechselkurs haben sich durch Abwertungen Standortvorteile gesichert, sodass sie bei Verlagerungen von Produktionen im Vorteil seien. Hunya wies aber darauf hin, dass die Direktinvestitionen nur zu einem geringen Teil in die Industrie fließen, in Tschechien oder der Slowakei seien es nur 30 Prozent, in Bulgarien gar nur rund ein Fünftel, so Hunya. Der Großteil der Direktinvestitionen fließe in die Immobilienwirtschaft und den Finanzsektor.

Direktinvestitionen positiv

Hunya betonte, dass die Direktinvestitionen in Form von Beteiligungskapital im Vorjahr in der gesamten Region positiv waren und einen wesentlich höheren FDI-Anteil als bisher hatten. Daraus schließt der WIIW-Experte, dass Investitionen in Restrukturierungen und neue Projekte auch während der Krise fortgeführt wurden.

Polen (8,25 Mrd. Euro), Rumänien (4,56 Mrd. Euro) und Bulgarien (3,21 Mrd. Euro) konnten auch 2009 beweisen, attraktive Investitionsstandorte zu sein. In Polen erwartet das WIIW heuer einen Anstieg auf 11 Mrd. Euro. Daneben werde auch Russland, das im Vorjahr bei den Direktinvestitionen einen Einbruch von 51,5 Mrd. auf 27,85 Mrd. Euro erlitten hat, mit einer Zunahme um knapp 8 Mrd. Euro für die FDI-Belebung in der Region sorgen, erwartet das WIIW.

In Südosteuropa, dass sich auf einem niedrigen Entwicklungsniveau befindet und daher auch einen geringeren Rückgang (37 Prozent) aufwies, konnten Kroatien (1,88 Mrd. Euro) und Serbien (1,41 Mrd. Euro) die meisten Investitionen anlocken. Albanien und Montenegro profitieren bei den Investitionen dadurch, dass der Privatisierungsprozess noch nicht vollständig abgeschlossen wurde.

Das sogenannte sonstige Kapital bei den FDI-Zuflüssen, das vor allem aus Krediten zwischen Mütter- und Tochtergesellschaften besteht, war im Vorjahr in Tschechien, Ungarn, in der Slowakei und Slowenien negativ. Daraus gehe hervor, dass "die Töchter in diesen Ländern ihre Mütter im Ausland kreditiert haben", so Hunya. Er betonte auch, dass die Investitionen in allen Ländern positiv seien. Ein Indiz für die Belebung sei auch die im ersten Quartal 2010 im Jahresvergleich gestiegene Investitionsanzahl von 230 auf 275 angekündigten Projekte. 2009 waren die angekündigten Projekte um rund ein Drittel zurückgegangen. (APA)