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Der Chef des österreichisch-kanadischen Autozulieferers Magna, Frank Stronach, will sich seinen Rückzug teuer abkaufen lassen. Dagegen regt sich Widerstand.

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In Kanada gibt es Widerstand gegen die jüngsten Pläne von Frank Stronach. Der Gründer und Vorsitzende von Magna International will die Kontrolle über die Stimmenmehrheit im Autozuliefer-konzern abgeben, verlangt im Gegenzug aber eine Kompensation von insgesamt 863 Mio. US-Dollar (knapp 720 Mio. Euro). Das entspricht knapp einem Zehntel der Marktkapitalisierung von Magna.

Dagegen laufen zwei von Kanadas größten institutionellen Investoren Sturm, der Canada Pension Plan und der Teachers Pension Plan der Provinz Ontario. Die Pensionsfonds finden, die Kompensation für Stronach sei viel zu hoch.

Magna International besitzt Aktien mit einfachem und mehrfachem Stimmrecht. Derzeit kontrolliert Stronach, der 0,6 Prozent des Kapitals besitzt, mit seinen 726.829 B-Aktien 66 Prozent der Stimmen. Nach Aufgabe der Kontrollmehrheit würde der 77-Jährige 7,4 Prozent der Stimmen haben. Allerdings bliebe Stronach auch dann einer der größten Aktionäre von Magna International und Vorsitzender des Konzerns.

In der vorgeschlagenen Transaktion sollen dem Stronach Family Trust als Ausgleich für die Abgabe der B-Aktien 300 Mio. US-Dollar in bar zufließen plus neun Millionen Aktien mit einfachem Stimmrecht (derzeitiger Wert: rund 563 Mio. US-Dollar). Die Pensionsfonds fürchten einen Präzedenzfall für andere Firmen, die eines Tages ihre duale Aktienstruktur aufgeben wollen. Sie befürworten zwar Stronachs Plan, die Stimmenkontrolle aufzugeben, wollen aber auf einer Sonderversammlung am 28. Juni gegen die hohe Kompensation von Stronach stimmen. Zusammen vertreten sie allerdings weniger als ein Prozent der Stimmen von Magna.

Umstritten

Nach Auffassung von Experten würde der Konzern nach Stronachs Verzicht ohne Mehrheitsaktionär dastehen und das Unternehmen damit anfällig für eine Übernahme sein. Die frei werdenden Stimmrechte würden sich auf die bestehenden Gesellschafter verteilen. Nach Bekanntgabe der Pläne am 6. Mai 2010 war der Kurs der Magna-Aktien um 14 Prozent in die Höhe geschnellt.

Umstritten ist auch Stronachs Absicht, die Konzernabteilung der Elektroautos in ein neues Joint Venture auszulagern. Stronach will diese Firma kontrollieren. Dafür würde er rund 60 Mio. Euro investieren und 27 Prozent des Kapitals besitzen. Magna würde rund 170 Mio. Euro für eine Beteiligung von 73 Prozent beisteuern.

Vertreter des Teachers Pension Fund kritisieren, dass die Aktionäre keine Bewertung des Firmenteils mit den Elektroautos bekommen hätten, der ausgelagert werden soll, sodass sie Stronachs Offerte nicht beurteilen könnten.

Stronach machte Magna International zu einem der größten Autozulieferer. 2007 verlor Magna den Kampf um die Übernahme von Chrysler, 2009 misslang ihm auch der Kauf von Opel. Seine Rennbahnfirma Magna Entertainment Corp. musste im selben Jahr Gläubigerschutz beantragen. (Bernadette Calonego aus Vancouver, DER STANDARD, Printausgabe, 9.6.2010)