Das Kopf des Anstoßes.

Foto: gatnerundenzi

Wien - Die Kopfstoß-Kampagne der Werbeagentur gantnerundenzi für bet-at-home könnte weiterlaufen, obwohl der Werberat Montag ihren sofortigen Stopp empfohlen hat. Der Spot mit dem Polizisten dürfte gleich aus dem Programm von ORF, ATV & Co verschwinden. Nicht aber die ganze Kampagne, bestätigt Agenturchef Daniel Gantner Dienstag dem STANDARD. ORF-Sprecher Pius Strobl: "Die Agentur versucht, die beiden anderen Spots umzubauen." Für die Sender geht es bei der Kampagne zur Fußballweltmeisterschaft um ordentlich Werbegeld.

"Wir suchen eine Lösung, die alle Beteiligten zufriedenstellt", sagt Gantner. Details will er nicht nennen. Es dürfte um entschärfte Spots und Sujets gehen - wobei gantnerundenzi nicht unbedingt für Konzessionen bekannt sind.

Marek für Stopp

Christine Marek, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend, ging Dienstag im Gespräch mit dem STANDARD davon aus, dass der ORF die Spots sofort stoppt. Und sie hofft, dass Gewista die Plakate überklebt - damit ist nicht zu rechnen, sie sind nur noch eine Woche gebucht. "Wir führen einen massiven Kampf gegen gewalttätige Ausschreitungen im Fußball", formuliert Marek auch nicht ganz friedfertig. "Und dann wirbt ein österreichisches Unternehmen mit der Aussage: ,Brauchst eh nicht reden, Hinhauen ist eh okay.'" In einem Spot trifft der Kopfstoß, der an Zinédine Zidanes Ausrasten beim Endspiel der WM 2006 erinnert, einen Streifenpolizisten. "Gewalt gegen Beamte ist eine Steigerungsstufe", findet Marek das "doppelt problematisch".

Agenturchef Markus Enzi ist "erstaunt über die Reaktionen". Im Interview mit etat.at erklärt er: "Es war überhaupt nie unsere Absicht zu provozieren." Dem Werberat sei etwa "entgangen, dass die Szenen mit einem Fußballkommentar" samt "Entsetzen des Kommentators" unterlegt seien. Enzi: "Niemand hat und wird solche Reaktionen gutheißen, sie sind nur Teil der Realität im Sport. Wir sehen darin weder einen Verstoß gegen die guten Sitten noch Gewaltverherrlichung." Der Werberat wache über einen "freiwilligen, selbstauferlegten Kodex", betont Enzi. In den Berichten werde er aber "wie eine Instanz" mit gesetzlicher Handhabe dargestellt. (fid, ae/DER STANDARD; Printausgabe, 9.6.2010)