Vor zehn Jahren ließ Paul Scheffer mit seinen Schriften den "Multikulti-Traum" in den Niederlanden platzen - mit einer nüchternen Betrachtung der Immigrationsproblematik. Heute sagt der Journalist und Soziologe im Gespräch, die muslimischen Gemeinden hätten sich schon viel mehr in die niederländische Gesellschaft involviert: "Verantwortung verändert die Menschen". Die Niederlande seien aber insgesamt in einer Periode der Transformation. "Der neue Graben ist nicht mehr zwischen Links und Rechts, sondern zwischen Gewinnern und Verlierern der Globalisation. Wir suchen nach einem neuen Sozialkontrakt". Er ist sich nicht sicher, ob "die klassische Sozialdemokratie eine Zukunft hat" und wen er wählen wird (Scheffer ist Mitglied der sozialdemokratischen PvdA). Der Sozialdemokrat Cohen sei "für den Status quo", der Rechtsliberale Rutte für "Veränderung". "Jeder weiß, dass wir tiefgreifende Reformen machen müssen". (Hans Rauscher/DER STANDARD, Printausgabe, 9.6.2010)