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Mobilkom-Chef Boris Nemsic: "Optimierung noch ein langer Weg."

Foto: APA/Archiv

Viel wurde in den vergangenen drei Jahren über die Zukunft namens "UMTS" gesagt und geschrieben, das nunmehr als dritte Generation (3G) beworbene Universale Mobile Telekommunikationssystem. So viel, dass kaum noch jemand daran dachte, dass aus dem euphorischen "morgen" ein "heute" wird.

Aber heute, an diesem denkwürdigen Mittwoch, den 15. April 2003, ist es wirklich so weit: Das UMTS-Netz der Mobilkom, seit knapp sechs Monaten im Testbetrieb, steht allen A1-Kunden zur Verfügung. Das heißt allen, mit einigen nicht unwesentlichen Einschränkungen: Vorerst gibt es das Netz in 54 Städten mit mehr als 10.000 Einwohnern und mit Ausnahme Salzburgs - davon noch später; eine technische Reichweite von 42 Prozent der Bevölkerung Österreichs. Und vorausgesetzt, sie ergattern eines der noch seltenen Exemplare von UMTS-Handys: Denn vorerst wird ab 25. April "eine vierstellige Zahl" des fast wie ein Prototyp wirkenden Siemens-U10-Handys in A1-Shops gegen 799 Euro (bei Erstanmeldung; 839 Euro und 6500 "Mobilpoints" für bestehende Kunden) in den Verkauf kommen. Anmeldungen werden ab sofort entgegengenommen.

Punktesieg

Damit ist es der A1 gelungen, ihren aus Hongkong neu angekommenen Konkurrenten Hutchison mit dem Markennamen "3" zumindest nach Punkten an den Start zu schlagen. Zwar schaffte es Hutchison, durch Vorverlegung seiner Pressekonferenz früher in die Schlagzeilen zu kommen. Aber das 3-Netz wird Kunden erst ab 5. Mai zur Verfügung stehen, wenn in den 3-Shops der Handyverkauf beginnt. Dafür kann 3 mit einem Feature aufwarten, dass das A1-Netz zwar beherrscht, nicht aber sein erstes und einziges Endgerät, das Siemens U10: Videotelefonie.

Damit das Enkerl die Oma beim Telefonieren sehen kann, muss man bei A1 auf eines der Geräte anderer Hersteller warten, die dann im Laufe des Jahres nach und nach auf den Markt tröpfeln sollen: Das baugleiche A830 von Motorola, das für Juni erwartete Nokia 6650, später dann je ein Gerät von Samsung, LG Electronics und Sony Ericsson sowie ein weiteres Motorola.

Dennoch setzt auch A1 wie 3 auf Video in vielen Formen, um jetzige Handybenutzer in das neue Netz zu locken: "Das Leben ist kurz, und ich kann mir nicht leisten, auch nur eine Minute davon zu verschwenden", erinnert Jack Nicholson im "About Schmidt"-Kinotrailer etwas an Helmut Qualtinger, der zwar nicht wusste, wohin er wollte, aber dafür schneller dort war; ORF-Newsflashes ruckeln über den Schirm und erzählen in blecherner Stimme das Neueste vom Tag, Verkehrskameras zeigen neuralgische Punkte, drei Minuten nach dem Tor wird das Video geliefert.

Nur Extras extra zahlen

Für alles, was ein Handy jetzt schon kann, wird UMTS exakt dasselbe kosten, erklärt A1-Marketingchef Hannes Ametsreiter, nur für neue Dienste ist extra zu bezahlen, übrigens erst ab Juli 2003. Videoclips etwa ab 50 Cent pro Stück, mehr für "höherwertigen Content wie Finanzinformation oder Erotikinformation". Videotelefonie wird "ab 50 Cent pro Minute" teuer, netzübergreifendes Videofonieren so bald als möglich realisiert werden. Beim Empfang ist das Netz 384 Kilobit schnell, beim Senden 64 Kbit, so gut wie eine ISDN-Leitung.

Und warum bleibt Salzburg bis auf weiteres UMTS-frei? "Es gibt dort eine Diskussion über Grenzwerte, auf der Salzburg beharrt", sagt A1-Chef Boris Nemsic, und mit diesen Grenzwerten könne UMTS nicht funktionieren. Wie wird es dort weitergehen? "In Salzburg wird 2010 die Olympiade sein", ist die einzige Prognose, die Nemsic wagt. (Helmut Spudich, DER STANDARD, Printausgabe 16.4.2003)