Der Syrische Präsident Bashar al-Assad kann auf die Unterstützung von UNO und EU bauen.

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Der Unterstützung aller anderen arabischen Staaten, aber auch des UNO-Generalsekretärs gewiss, hat Syrien Anschuldigungen der USA zurückgewiesen, wonach das Land hohe irakische Funktionäre verstecke und selbst Chemiewaffen entwickelt habe. Auch Paris und Madrid sprangen Syriens Staatschef Assad bei.

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Damaskus/Washington/Luxemburg - Die syrische Regierung hat am Dienstag die jüngsten amerikanischen Anschuldigungen, Syrien entwickle Massenvernichtungswaffen, als unbegründet und von Israel inspiriert zurückgewiesen. Die von einigen hohen US-Vertretern erhobenen Anschuldigungen würden den "expansionistischen Absichten" Israels dienen, hieß es in einer von der amtlichen Nachrichtenagentur Sana veröffentlichten Erklärung des Ministerrates.

Israels Regierungschef Ariel Sharon hatte zuvor den syrischen Präsidenten Bashar al Assad als "gefährlich" bezeichnet und von den USA verstärkten Druck auf Damaskus gefordert. Israel wisse, dass Syrien führende Vertreter des entmachteten irakischen Regimes aufgenommen habe und der Irak vor dem Krieg militärisches Gerät in das Nachbarland geschafft habe, sagte Sharon der Tageszeitung Yediot Aharonot. Er forderte die USA dazu auf, unter anderem dafür zu sorgen, dass in Syrien radikale Palästinensergruppen wie Hamas und Islamischer Djihad nicht mehr operieren dürfen. Zudem müsse die antiisraelische Schiitenorganisation Hisbollah aus dem Südlibanon entfernt werden.

UNO-Generalsekretär Kofi Annan warnte davor, noch mehr Unruhe in den Nahen Osten zu tragen. Der UNO-Generalsekretär sei "besorgt, dass die jüngsten Äußerungen an die Adresse Syriens zu einer umfassenderen Destabilisierung in einer Region beitragen könnten, die bereits durch den Krieg im Irak schwer betroffen ist", hieß es in einer in New York veröffentlichten Erklärung der Vereinten Nationen. Der französische Außenminister Dominique de Villepin äußerte sich ähnlich in einem als "pragmatisch und zukunftsgerichtet" bezeichnetem Telefongespräch mit US-Außenminister Colin Powell.

In dem Gespräch habe de Villepin auf das Gefühl der "Sorge und der Demütigung" hingewiesen, das nach dem Irakkrieg in der arabischen Welt vorherrsche, betonte der Sprecher des Quai d'Orsay. Spaniens Premier Jose María Aznar nannte den syrischen Staatschef Bashar al-Assad einen "Freund".

Flucht zum Nachbarn

Amerikanische Geheimdienste gehen nach einem Bericht der Washington Post vom Dienstag davon aus, dass mehrere Dutzend oder bis zu hundert Mitglieder aus der Regimeführung um den früheren irakischen Staatschef Saddam Hussein nach Syrien geflüchtet sein und dort Unterschlupf gefunden haben. Saddam selbst und sein engster Führungskreis sollen jedoch nicht im Nachbarland sein.

Der britische Außenminister Jack Straw legte Syrien nahe, die amerikanischen Vorwürfe zu widerlegen. Bei einem Besuch beim US-Zentralkommando in Katar rief er die syrische Regierung auf, einen "konstruktiven" Weg einzuschlagen und mit den USA und Großbritannien zusammenzuarbeiten. Hinsichtlich der Einstufung Syriens als "Schurkenstaat" durch die USA sagte Straw, Syrien habe Gelegenheit zu beweisen, dass dies nicht zutreffe. Er selbst verwendete diese Bezeichnung nicht. Syrien solle die neue Realität in der Golfregion anerkennen, sagte Straw.

Nicht in Syrien, sondern in einem Golfstaat stellte sich indes bereits Jaffar Dhia Jaffar, der Gründer des irakischen Nuklearprogramms und Berater Saddams. Jaffar soll sich allerdings bei Vernehmungen bisher als nicht sehr "hilfreich" erwiesen haben. (Reuters, APA, red, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 16.4.2003)