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Der neuen Vorstandssprecher Martin Neidthart

Wien - Nach der Neubesetzung des Vorstandes in der Palmers Textil AG wurde auch der Vorstand des zweiten operativen Unternehmens in der Palmers-Gruppe neu bestellt. Der Aufsichtsrat der Palmers AG hat mit sofortiger Wirkung Martin Neidthardt in den Vorstand berufen. Er wird die Funktion des Vorstandssprechers übernehmen und gemeinsam mit Michael A. Palmers und Christian M. Palmers den Immobilienbesitz des Konzerns managen. Der Vertrag von Neidthardt ist laut Aussendung mit 31. Dezember 2003 befristet und enthält eine Verlängerungsoption für beide Vertragspartner.

Neidthart war zuletzt Geschäftsführer der Universale International GmbH. Zuvor war der promovierte Jurist bei der Universale-Bau Leiter des Bereichs Recht, Liegenschaften und Beteiligungen. Vor der Universale war Neidthart bei der Bausparkasse der Volksbanken, im Fachverband Bauindustrie und bei der Baufirma Mischek tätig.

"Keinen Grund für Nichtbestellung"

Zu Meldungen über die Mitgliedschaft von Neidthart in einer rechtsextremen Gruppierung während dessen Jugendzeit vertritt der Aufsichtsrat die Position, dass Neidthart seit mehr als zwanzig Jahren "nicht im geringsten derartigen Aktivitäten nachgegangen ist", es gebe demnach keinen Grund für eine Nichtbestellung. Neidthart sei ein anerkannter Experte im Immobilienmanagement, auf dessen Know-how die Palmers AG nicht verzichten wolle. Einstellung und Lebenslauf von Neidthart während der vergangenen zwanzig Jahre würden sowohl den Gesellschaftern als auch dem Aufsichtsrat dessen persönliche Integrität beweisen.

Der Rosenkrieg bei Palmers laufe jetzt auf eine Gütertrennung hinaus, berichtet das Wochenmagazin "Format" in seiner jüngsten Ausgabe. Der langjährige Palmers-Chef Rudolf Humer, der Anfang Juni seine Funktion zurücklegt, habe dem Magazin sein Interesse an der Übernahme der Palmers Textil AG bestätigt. Gerüchte über das Interesse Humers haben laut Zeitungsberichten bereits vor rund einer Woche in Mitarbeiterkreisen die Runde gemacht.

Aktientausch angestrebt

"Ich kann nicht verneinen, dass dies eine der Optionen ist", wird Humer im "Format" zitiert. Bezahlen wolle er die Palmers Textil AG mit seiner 12-Prozent-Beteiligung an der gesamten Palmers-Gruppe. "Also nicht cash, sondern durch einen Aktientausch", heißt es in dem Artikel, der der APA in einer gekürzten Vorausinformation vorliegt.

Laut "Format" strebt Humer in jedem Fall eine gesellschaftsrechtliche Trennung von den übrigen Palmers-Gesellschaften an, auch wenn er die Textil AG nicht bekommen sollte. Gefallen könnte Humer auch an einer Herauslösung der Gerngross-Kaufhausgruppe finden, heißt es in dem Bericht. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Humer von der Familie Palmers Immobilien erhalte, die dem Wert seiner auf rund 70 Millionen Euro geschätzten Konzernbeteiligung entsprechen.

Rechtsextreme Vergangenheit

Nach dem vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) herausgegebenen Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus war Neidthart in den 70er- und 80er-Jahren Mitglied einer rechtsextremen Gruppe namens "Nationalistischer Bund Nordland" (NBN) gewesen. Die NBN galt laut DÖW bis zur VAPO als die militanteste Gruppe im österreichischen Rechtsextremismus.

In einem Schreiben an das DÖW hatte Neidtharts Anwalt Peter Amhof schon rund um die ÖBB-Bestellung festgestellt: "Neidthardt ist seit Herbst 1981 nicht mehr durch irgendeine rechtsextreme Aktivität aufgefallen, ganz im Gegenteil, er distanziert sich von seiner rechtswidrigen studentischen Tätigkeit nachhaltig." (APA,red)