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Na denn "Salud"!

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Wien – Michael Häupl soll aus Wut eine Flasche Barolo zerschlagen haben. Der Zorn in der SPÖ über ihren Parteichef ist groß: Während alle Welt gegen die Pensionsreform zu Felde zieht, stimmte Alfred Gusenbauer in einem profil- Extra das Hohelied auf den neuen Wein an – seine Kernkompetenz, wie viele meinen. Dass der SP-Chef in der entscheidenden Phase der Debatte über die Pensionsreform auf Urlaub in Spanien weilt, kommt ebenfalls nicht gut an.

Wer hat Gusenbauer hier beraten? Niemand, lautet die Antwort, und das ist auch das Problem des Parteichefs. Ihm fehlt das Gespür, auf wen in der Partei er hören soll, im Zweifel hört er auf niemanden.

Das Kommunikationskonzept, an dem Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos derzeit feilt, erhält damit neue Brisanz. Darabos hält es für einen Fehler, dass die Kommunikation nach außen weitgehend auf Parteichef Gusenbauer beschränkt ist. "Das müssen wir auf eine breitere Basis stellen. Wir müssen mehr Leute präsentieren", sagt er im Gespräch mit dem Standard.

Und da kommt Josef Broukal ins Spiel, für den sich viele in der SPÖ eine wichtigere Rolle in der Partei wünschen. Nicht so Gusenbauer. Im Gespräch mit dem Standard (noch vor seinem Urlaub) meinte er: "Es wird auch weiterhin so sein, dass ich zu allen politisch relevanten Fragen die Position der SPÖ vertrete und die politischen Antworten formuliere."

Broukal soll nach Gusenbauers Ansicht weiterhin nur Bereichssprecher und damit für "Modern Times", für moderne Politik im Bereich Forschung, Entwicklung und Universitäten, zuständig bleiben. Das sei die "Marke" Broukal, und die müsse so erhalten bleiben.

In der mächtigen Wiener SPÖ, die gemeinsam mit dem oberösterreichischen Parteichef Erich Haider immer mehr auf einen Oppositionskurs gegen Gusenbauer einschwenkt, sieht man das ganz anders: Broukal müsse ordentlich "aufgestellt", also ganz nach vorne gestellt werden. Haider: "Ich bin mit Häupl eins – Broukal muss eine zentrale Rolle in der Bundespartei spielen. Kommunikationschef auf jeden Fall. Alles andere wäre fahrlässig. Die SPÖ muss endlich wieder Tritt fassen." Häupl ist der Ansicht, dass Broukal in die Bundesgeschäftsführung aufsteigen sollte. Und auf Doris Bures könne man verzichten.

Genau dazu ist der SP-Chef aber nicht bereit. Gusenbauer: "Ich habe den Eindruck, dass hier manche Diskussionen falsch verstanden werden. Broukal hat eine Expertise, wie Kommunikation und Medienarbeit organisiert sein muss. Diese Expertise bringt er in die SPÖ ein. Man muss aber zwischen einer organisatorischen Veränderung und dem, was Broukal in der Öffentlichkeit macht, unterscheiden."

Die Obmanndebatte ist eröffnet, Gusenbauer selbst hat ihr mit seiner Weinexpertise neuen Stoff gegeben. Eine Expertise samt Gegenkonzept zur Pensionsreform fehlt dagegen immer noch. Gusenbauer hält es für schlau, damit zuzuwarten. Erich Haider: "Eine absolute Fehleinschätzung."

Angesprochen auf die Obmanndebatte, meint Haider: "Man soll Norbert Darabos unterstützen. Er soll seine Ideen umsetzen. Das ist die nobleste Antwort, die ich dazu geben kann."(Michael Völker/DER STANDARD, Printausgabe, 18.4.2003)