Aus den angestrebten schwarzen Zahlen ist im Vorjahr doch nichts geworden. "Der Markt ist noch immer sehr schwach", sagt Georg Kapsch im STANDARD-Gespräch. Dafür habe der Anbieter von Telekom- und Verkehrssystemen die 2001 eingeleitete Restrukturierung nun so gut wie abgeschlossen, womit die Attraktivität für Finanzinvestoren größer sein sollte.

Heuer sollte der Turnaround gelingen, Kapsch peilt einen Umsatz von 500 Mio. Euro und eine siebenprozentige Umsatzrendite an. Man sollte also mit 35 Mio. Euro im Plus sein. Das operative Ergebnis (Ebita) haben Firmenchef und Eigentümer mit 50 bis 55 Mio. Euro ebenfalls deutlich im Plus veranschlagt. Dafür sorgen werden ein weiterer Maut-Auftrag aus der Schweiz, das Lkw-Roadpricing in Österreich und ein China-Projekt, die heuer bilanzwirksam werden.

Tal der Tränen

Demnach sollte die Kapsch-Holding mit ihren vier Töchtern CarrierCom (Telekomausrüstung), TrafficCom (Verkehrssysteme), BusinessCom (Telefonanlagen) und Components (Fertigung elektronischer Komponenten) das zwei Jahre währende Tal der Tränen durchschritten haben. 2001 und 2002 schrieb der Wiener Traditionsbetrieb rote Zahlen: nach 28 Mio. € Verlust vor zwei Jahren dürfte Kapsch 2002 an der 30-Millionen-Marke gekratzt haben. Der konsolidierte Umsatz stieg - dank es Auftrags zur Errichtung des Lkw-Mautsystems - von rund 312 auf fast 340 Mio.€. "Wäre der Mautzuschlag planmäßig, also ein paar Monate früher, erfolgt, sehe das Ergebnis natürlich besser aus, sagt Kapsch.

Doppelt so stark geschrumpft als noch 2001 geplant wurde die Belegschaft: in Österreich wurden rund 1100 Arbeitsplätze abgebaut, in den Osteuropa-Töchtern cirka 100 aufgenommen, macht netto 1000 weniger. Im Inland beschäftigt Kapsch derzeit rund 1800 Mitarbeiter.

"Extrem hohe" uneinbringliche Forderungen

Die Restrukturierungskosten gibt der Wiener Traditionsbetrieb mit insgesamt 50 bis 60 Mio. € an, davon fielen 33 Mio. bereits 2001 an. Darin enthalten seien auch "extrem hohe" uneinbringliche Forderungen an Telekombetreiber.

Am Konjunkturhimmel sieht Kapsch noch keine Zeichen für einen Aufschwund, der Telekomsektor sei aber nicht mehr so angespannt wie in der Vergangenheit. Besonders die Ausrüster-Sparte CarrierCom habe bei UMTS-Aufträgen punkten können. Hoffnung gibt auch die EU-Erweiterung, die weitere Roadpricing-Projekte mit sich bringen dürfte.(Luise Ungerboeck, DER STANDARD Printausgabe, 18. April 2003)