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Proteste in Bagdad

Foto: Reuters/Helgren

Bagdad/Najaf/Doha - Bei der größten Demonstration seit dem Fall Bagdads haben am Freitag mehr als 10.000 Irakis gegen die US-Besatzung demonstriert. Nach dem islamischen Freitagsgebet in der Abu-Hanifa-Moschee zogen die Demonstranten durch ein Viertel in der Innenstadt. Sie skandierten Parolen gegen die US-Truppen. "Unsere Stadt ist eine islamische Stadt. Weder Amerika, noch Saddam!" und "Die USA sind der Feind Gottes!", hieß es auf Plakaten. Zum Freitagsgebet hatte es starken Andrang gegeben. Viele Gläubige hatten auf der Straße vor der Moschee gebetet. In seiner Predigt beschuldigte Imam Ahmed al Kubaisi die USA, zur Verteidigung Israels in den Irak eingerückt zu sein und die angebliche Existenz von Massenvernichtungswaffen als Vorwand benützt zu haben, berichtete der arabische Fernsehsender "Al Jazeera".

Die Demonstranten trugen Transparente in englischer und arabischer Sprache. Sunniten forderten, die Einheit mit den schiitischen Muslimen zu erhalten und keine Spaltung des Irak zuzulassen. "Dies Land gehört den Schiiten und Sunniten", stand auf einem Plakat. Amerikanische und britische Truppen wurden zum Abzug aufgefordert. Das spirituelle Oberhaupt der schiitischen Bevölkerungsmehrheit, Großayatollah Ali Hussein al Sistani, hat jede Einmischung von außen in die Bildung einer künftigen irakischen Regierung abgelehnt. Er weise jede Regierungsform zurück, die dem Irak von einer äußeren Macht aufgezwungen werde, sagte Sistani der arabischen Tageszeitung "Al Hayat". Er lehne auch jede "ausländische Macht" nach Kriegsende ab. Der Religionsführer machte zugleich die fremden Truppen unter Führung der USA für das Fehlen von Sicherheit verantwortlich. Die Sorge um die Sicherheit sei derzeit die größte Sorge, sagte Sistani.

Religiöses Treffen in Kerbala

Der Vorsitzende der wichtigsten schiitischen Oppositionsgruppe, des "Obersten Rates für die Islamische Revolution im Irak", Ayatollah Mohammed Bakr al Hakim, hat zu einem großen religiösen Treffen in der kommenden Woche aufgerufen. Alle Schiiten sollten am Mittwoch in großer Zahl im Wallfahrtsort Kerbala erscheinen, forderte Hakim. Nach Einschätzung von Beobachtern könnte die Veranstaltung eine der größten antiamerikanischen Demonstrationen im Irak werden.

In Kerbala verurteilte am Freitag ein Prediger die Präsenz der US-Truppen in Irak. "Wir verurteilen diese ausländische Besatzung, die einen neuen Imperialismus darstellt", sagte Scheich Kaasem al Abahadi al Nazari vor tausenden Gläubigen vor dem Mausoleum von Imam Hussein, dem Enkel des Propheten Mohammed. Das Mausoleum ist eines der größten Heiligtümer für die Schiiten. (APA/dpa/AP)