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Schönbrunn, Kulisse des Konzerts.

Foto: APA/Neubauer

Was brauchen wir den Song Contest! Sollen sich doch die anderen Nationen im Drei-Minuten-Liedformat Jahr für Jahr lächerlich machen. Wir zeigen der interessierten Welt einmal im Jahr mit neujahrskonzertlicher Grandezza, wo der Musikhammer in Wahrheit hängt. Das ist auch praktisch für den kooperierenden ORF: Er muss nicht vor Qualifikationen zittern und sich nach Niederlagen verhöhnen lassen. Die Philharmoniker siegen immer!

Und: Sie sind ein flexibles Orchester, nicht nur der Walzertraum ist bei ihnen gut aufgehoben. Was liegt also näher, als Jahr für Jahr auch unter freiem Himmel eine weitere Konzert-Botschaft an die Welt zu senden, mit einem etwas anderem Repertoire natürlich? Eben. Wie man auf ORF 2 gesehen hat, gibt es da keine Probleme. Mehr als 60 TV-Stationen sind in Schönbrunn live oder zeitversetzt dabei; das Orchester wirkt durch Aufnahmen mitunter wie auf einem Raumschiff, das gleich abhebt. Toll - und zur Abwechslung gibt es optische Variationen über Schönbrunn.

Sehr praktisch auch: Dirigent Franz Welser-Möst konnte mit seiner gediegenen Arbeit auch die Neujahrskonzertsituation erproben, die ihm 2011 bevorsteht. Ja, und immer lustig das Englisch, in dem Philharmonikervorstand Clemens Hellsberg mit Künstlern plaudert.

Wenn dieser dann so locker ist wie Pianist Yefim Bronfman ("Tolle Klimaanlage hier!") und das Repertoire trotz Freiluftsituation sorgfältig erarbeitet klingt (ob es sich um Stücke von Star Wars-Komponist John Williams handelt oder um Schumanns orchestral aufgetürmte Träumerei) - dann ergibt das eine runde Sache. Am Ende schickt der ORF noch die Philharmoniker zum Song Contest? (Ljubisa Tosiæ/DER STANDARD; Printausgabe, 9.6.2010)