Johannesburg - Mit der Ruhe im idyllischen WM-Quartier Australiens war es am Mittwoch mit einem Schlag vorbei. Während 1990er-Weltmeister Pierre Littbarski sich beim ersten Vorrunden-Gegner der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zunächst öffentlich um das Traineramt bewarb, am Nachmittag aber plötzlich in Wolfsburg landete, attackierte der deutschstämmige Keeper Mark Schwarzer die Torhüter der DFB-Auswahl.

 

"Ich denke nicht, dass irgendeiner der drei im deutschen Kader stehenden Torhüter eine große Persönlichkeit ist", sagte Schwarzer der Sport Bild und heizte damit die Stimmung vor dem Duell in Durban am Sonntag (20.30 Uhr/ZDF und Sky live) an: "Es ist nicht so, dass Deutschland einen Oliver Kahn oder einen Jens Lehmann hat, der einen sehr großen Einfluss auf die Mannschaft und die Leistung hat."

Vor der neuen deutschen Nummer eins Manuel Neuer hat der Schlussmann des englischen Premier-League-Klubs FC Fulham wenig Respekt. "Deutschland hatte nach dem tragischen Tod von Robert Enke und der Verletzung von Rene Adler Probleme auf der Torhüter-Position", sagte Schwarzer: "Das sieht man ja daran, dass es zuletzt offene Debatten gab, wer die Nummer eins bei der WM sein sollte."

Diskussion um Nachfolge von Nationaltrainer Verbeek

Littbarski entfachte mit einem Interview in der Tageszeitung "The Australian" die Diskussion um die Nachfolge von Nationaltrainer Pim Verbeek - dabei wollte der Verband FFA die Personalie erst nach der WM in aller Ruhe klären. "Ich bin absolut an dem Socceroos-Job interessiert", sagt der Deutsche und ergänzte: "Weil ich weiß, dass der Trainer aufhört, ist das sehr verlockend für mich." Verbeek wird künftig als Technischer Direktor des marokkanischen Verbandes tätig sein.

Littbarski landet in Wolfsburg

Am Nachmittag aber gab Littbarski bekannt, dass er sich für den VfL Wolfsburg entschieden hat und dort Co-Trainer von Steve McClaren wird. Dies hörte sich zuvor noch anders an - der 73-malige Nationalspieler hatte seine Bewerbung für den Posten in Australien mit viel Lob untermauert: "Jeder Spieler ist durch nichts zu erschüttern, körperlich in sehr gutem Zustand. Und ihr Selbstvertrauen ist sehr groß. Sie haben noch dieses Ehrgefühl und unglaublich ausgeprägten Nationalstolz", ergänzte er im Interview mit der Tageszeitung Die Welt.

Die Socceroos müssen bei der WM definitiv auf Brad Jones verzichten. Der Ersatztorhüter verzichtet wegen einer schweren Erkrankung seines Sohnes auf die Teilnahme. "Ich habe lange darüber nachgedacht. Ich werde bei meinem Sohn bleiben", sagte Jones, der vor einigen Tagen erfahren hatte, dass sein vierjähriger Sohn Luca an Leukämie erkrankt ist. Verbeek wird höchstwahrscheinlich Eugene Galekovic von Adelaide United nachnominieren. Der Weltverband FIFA hat eine Ausnahmegenehmigung erteilt.

Ansonsten gab es personell zumindest teilweise Entwarnung. Harry Kewell (Galatasaray Istanbul) und Brett Emerton (Blackburn Rovers) absolvierten wieder das volle Programm. Der wichtigste Offensivspieler Tim Cahill (FC Everton) hatte am Dienstagabend das Training abbrechen müssen, war aber am Mittwoch wieder voll belastbar. (SID/red)