Berlin - Angesichts steigender Ölpreise und schärferer
Verschmutzungsrichtlinien setzt die Luftfahrtbranche auf Biosprit. Airlines und
Hersteller sind sich einig, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis
Biotreibstoff bei Flugzeugen eingesetzt wird. Auf diese Weise will die Branche,
die jährlich Millionen Tonnen Sprit verbraucht, nicht nur ihr Image aufpolieren,
sondern auch sparen - schließlich ist Treibstoff für die Fluggesellschaften der
größte Kostenblock. Je weniger Kerosin sie mit Hilfe von Biosprit verbrauchen,
desto mehr können sie einsparen. Zudem besteht die Hoffnung, dass Treibstoff aus
Algen in Zukunft billiger wird. Bei der Luftfahrttagung in Berlin war Biosprit
heuer ein größeres Thema.
Unter Handlungsdruck steht die Branchen nicht
erst seit der von der deutschen Bundesregierung geplanten Luftverkehrsabgabe.
Nach sparsamen alternativen Treibstoffen suchen europäische Airlines vor allem
deshalb, weil sie ab 2012 in den Handel mit CO2-Verschmutzungsrechten einbezogen
werden sollen. Je weniger zusätzliches Kohlendioxid eine Fluggesellschaft dann
produziert, umso weniger Emissions-Zertifikate muss sie kaufen.
Biotreibstoff statt Kerosin
"Es ist
keine Frage mehr - Biotreibstoff wird Kerosin ersetzen", sagt Lufthansa-Vorstand
Christoph Franz. Die deutsche AUA-Mutter Lufthansa plant als eine der weltweit
ersten Airlines innerhalb der kommenden zwei Jahre einen Serientest mit einem
neuem Treibstoff. Bis zu einem großflächigeren Einsatz von umweltschonenden
Antriebsformen dürfte es aber noch lange dauern - ähnlich wie mit
Elektrofahrzeugen in der Autoindustrie.
Zwar haben einige Airlines wie
KLM auf einzelnen Flügen bereits Biosprit beigemischt. Doch noch fehlt die
Masse.
Auf der Internationalen Luftfahrt-Ausstellung (ILA) in Berlin
demonstriert daher nur ein kleines zweimotoriges Flugzeug, dass es mit Biosprit
aus Algen fliegen kann. Da der neue Antriebsstoff noch nicht zugelassen ist,
darf auch nur einer der Motoren damit betrieben werden. "Die Qualität des
Biosprits ist sehr gut", zeigte sich EADS-Technologievorstand Jean Botti aber
überzeugt. Er sei um 10 Prozent effizienter als normales Kerosin. Der Sprit sei
um einiges dichter, so dass weniger nötig ist, um die Motoren
anzutreiben.
Seit rund vier Jahren beschäftigt sich EADS mit der
Entwicklung von alternativen Treibstoffen, seit zwei Jahren konzentriert sich
der Konzern auf Algen und hat dazu auch Biotech-Firmen an Bord geholt. Viele der
aus der Auto-Industrie bekannten Stoffe eignen sich laut Botti nicht für
Flugzeuge, da bei Flugzeugen deutlich höhere Volumen nötig seien. Bei
Hubschraubern sieht das anders aus: Auf der ILA ist ein hybrid betriebenes
Modell zu bestaunen.
"Beste Alternative"
Für Flugzeuge hätten sich Algen als die beste
Alternative erwiesen, sagt Botti. Es seien nur geringfügige Änderungen an den
Triebwerken nötig, um auf Biosprit aus Algen umzustellen. Zuvor muss Biosprit
aber noch im großen Stil gewonnen werden. "Die wirkliche Herausforderung ist die
Kommerzialisierung", sagt IATA-Umweltspezialist Paul Steel. Bisher ist die
Erzeugung von Algenöl noch wesentlich teurer als die Förderung von
Erdöl.
Interessant wird der Einsatz von alternativen Treibstoffen für
Fluggesellschaften vor allem bei einem steigenden Ölpreis. Derzeit liege die
Grenze, ab der sich der Einsatz von Biosprit rentiere, bei rund 100 Dollar je
Barrel Öl, erklärt der Spitzenverband der Fluggesellschaften IATA. Aber je mehr
Biosprit produziert werde, desto günstiger werde die Herstellung, gibt sich der
Verband zuversichtlich.
EADS-Manager Botti hofft darauf, dass bis 2030
rund 10 Prozent der weltweiten Flüge mit Biosprit angetrieben werden. Weltweit
wollen die Fluggesellschaften ihren Kohlendioxidausstoß bis 2050 den Plänen der
IATA zufolge halbieren. IATA-Umweltspezialist Steele ist überzeug, dass
Biotreibstoff dabei eine entscheidende Rolle spielen wird: Er könne langfristig
mindestens 40 Prozent des herkömmlichen Kerosins ersetzen oder dieses sogar
vollständig ablösen.
(APA/Reuters)