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Cristiano Ronaldo geigte im Test gegen Mosambik 30 Minuten. Der Star aus Portugal hat sich auch im Duell mit dem weniger bekannten Kollegen Masingue Fanuel nicht verletzt und hinterließ 30.000 sehr beglückte Menschen. Mit ein bisschen Glück ist der schöne Mann von Real Madrid sogar zu gewinnen.

Foto: AP/Ammar

Wer in Südafrika dieser Tage einen Liter Motoröl kauft, der hat zwar noch lange kein Auto, aber immerhin ein Chance. Natürlich ist sie äußerst gering. Bei Gewinnspielen siegen überall auf der Welt ausschließlich die anderen. Aber die Eine oder den Einen muss es ja geben. Der Preis ist jedenfalls großartig: Man kann Cristiano Ronaldo (25) persönlich treffen.

Natürlich wird es kein ausuferndes Beisammensein mit anschließendem Stadtrundgang werden. Kurzes Händeschütteln, ein langgezogenes "Hello" zur Begrüßung, damit der Sieger die Stimme hört und die kostbare Zeit des Preises verstreicht. Ein schnelles Foto, ein signiertes Dress der portugiesischen Nationalmannschaft mit der Nummer sieben ist vorbereitet und rasch überreicht. Abgang, vielleicht ist ein zweiter Händedruck inkludiert. Ein einseitiger Traum, mit dem es sich die restliche Lebenszeit überstehen lässt, ist erfüllt. Die andere Seite war halt Ronaldo. Der wird das gleich vergessen haben. Sofern er es gemerkt hat.

Gel und Logik

Der teuerste Kicker - Real Madrid hat an Manchester United vor einem Jahr rund 100 Millionen Euro überwiesen - hat auch die meisten Sponsoren. Die Spirale des Irrsinns dreht sich immerhin nach einer gewissen Logik. Möglicherweise ist der Argentinier Lionel Messi der noch bessere Fußballer, aber das ist Geschmackssache. Ronaldo ist hier jedenfalls präsenter, er schmiert sich auch mehr Gel in die Haare. Johannesburg ist voll gepflastert mit überdimensionalen Werbetransparenten und -tafeln, die meisten zeigen Ronaldo. In der Nacht leuchtet das Phantom sogar. Die Bilder hängen an den Fassaden der Hochhäuser oder über Autobahnen, Ronaldo ist also nicht zu fassen. Aber es gibt ihn.

Melrose, irgendein Teil von Johannesburg, der Corlett Drive, der führt am Wanderers Stadium vorbei. Eigentlich wird darin Cricket betrieben, es ist die Heimstätte der Highvold Lions, die sind in diesem Sport eine Topadresse.

Am sehr späten Nachmittag des 8. Juni hat es sich in der Umgebung jedenfalls abgespielt. Verkehrschaos, überforderte Polizisten, die Autos ins Nirwana regelten, sich nur in eine Richtung bewegende Menschenmassen. Cricket durfte einmal Fußball sein, Portugal, eine Topadresse in diesem Sport, probte gegen Mozambique. 30.000 Fans wurden zugelassen, mehr passen wirklich nicht rein. Um Panik zu vermeiden, mussten sich die Leute Eintrittskarten kaufen, das Stück kostete 50 Rand (fünf Euro).

"Einmal den Ronaldo sehen" , sagten zumindest jene, die gefragt wurden, und die nicht aus Portugal stammten. Sie strahlten, zeigten stolz das Ticket her (binnen ein paar Stunden waren sie alle abgesetzt), dankten Gott und bliesen fröhlich die Vuvuzela.

Ronaldo hat aufgewärmt. In einem blauen Trainingsanzug. Er winkte dem Publikum zu, grinste, gaberlte und setzte sich auf die Bank. Portugals Teamchef Carlos Queiroz schonte seinen Superstar. Auch angesichts der Tatsache, dass sich Nani an der Schulter verletzt hat und für die WM ausfällt. Ronaldo gab später den legendären Satz von sich: "Wir wollen für Nani Weltmeister werden." Deutschland will das vermutlich für Michael Ballack.

Das Match war ein idealer Hörtest für die WM. Wie laut sind die Vuvuzelas tatsächlich? Sehr. Es wird zwei Stunden lang durchgeblasen, der Lärmpegel hält sich auf einem hohen Level. Zwischen Outeinwurf, Halbzeitpause und Torerfolg wird kaum ein Unterschied gemacht. Das ist der Gewöhnung dienlich. Man zuckt nicht plötzlich zusammen, es sei denn, der direkte Sitznachbar hält einem das Ding direkt ans Ohr.

Ein paar Tricks

Und wo war Ronaldo? In der 62. Minute stand er an der Outlinie, das ist ein untrüglicher Hinweis auf die Einwechslung gewesen. Vuvuzelas können doch noch lauter sein. Portugal führte zu diesem Zeitpunkt 1:0. Der traditionell arrogant wirkende Ronaldo zeigte ein paar Tricks, als er den Ball mit der Ferse weiterbefördert hat, zerriss es einige Vuvuzelas fast. Das 2:0 hat er Hugo Almeida aufgelegt, Almeida fixierte ohne Ronaldo den 3:0-Endstand.

Ronaldo hat seine halbe Stunde unfallfrei überstanden. Er wollte in die Kabine huschen, durfte nicht, ihm wurde noch ein Pokal für den Sieg überreicht. Einmal hochhalten. Abgang. Er hinterließ beglückte Menschen, 30 Minuten um 50 Rand sind ein zufriedenstellendes Geschäft gewesen. Und dann leuchtete er wieder von den Hochhäusern. Portugal beginnt die WM am 15. Juni gegen die Elfenbeinküste. Zuvor kann man sich noch Motoröl besorgen. (Christian Hackl aus Johannesburg - DER STANDARD PRINTAUSGABE 10.6. 2010)