In Kalifornien hat die republikanische Wirtschaftselite ihre Kandidatinnen in Position gebracht. Die erzkonservative Tea-Party-Bewegung schickt in Nevada und South Carolina - mit der indischstämmigen Nikki Haley als republikanischer Anwärterin für den Gouverneursposten - ihre Vertreterinnen ins Rennen. Und bei den Demokraten in Arkansas setzte sich Obamas Kandidatin Blanche Lincoln, eine der Verhandlerinnen für die Finanzmarktregulierung im Senat, mit Ach und Krach gegen einen Linken durch.

Mögen die Damen ideologisch auch Welten trennen - was sie eint, ist ihre Wut auf Washington. Selbst Lincoln, seit immerhin zwölf Jahren Senatorin im US-Kongress, erklärte, Washington müsse nun endlich für Arkansas arbeiten. Das wollen die Bürger hören. Der Grant gegen "die da in Washington" ist so groß wie schon lange nicht mehr. Dienstag veröffentlichte die Washington Post eine Umfrage, laut der nur 26 Prozent der Amerikaner mit der Arbeit des Kongresses zufrieden sind. Ein Wert, wie er 1994 zum letzten Mal gemessen wurde - im Jahr, in dem die Republikaner das Repräsentantenhaus erstmals seit 1954 übernahmen.

Langsam muss sich Barack Obama, der derzeit bis zum Hals im politischen Ölschlick steckt, Gedanken machen. Im Senat stehen 17 Sitze auf dem Spiel, im Repräsentantenhaus 146. Wenn es bei dem Midtermwahlen schlecht läuft, verliert er die Mehrheit in beiden Häusern. Und es blüht ihm wie Clinton eine "republikanische Revolution". (Christoph Prantner/DER STANDARD, Printausgabe, 10.6.2010)