Belgrad - Ein weiterer der Attentäter, die vor sieben Jahren den serbischen Ministerpräsidenten Zoran Djindjic töteten, ist von der serbischen Polizei festgenommen worden, meldete der Belgrader Sender B-92 am Mittwoch. Demnach hatte Milos Simovic bei der serbischen Ortschaft Morovic die kroatisch-serbische Grenze illegal passiert. Wann genau die Festnahme erfolgte, gab der Sender nicht an. Laut weiteren Medienberichten wurde der wegen des Attentats Verurteilte danach nach Belgrad gebracht; dort sei ein offizielles Identifizierungsverfahren im Gang.

Die kroatische Polizei hatte die Fahndung nach dem 31-jährigen Simovic intensiviert, nachdem er am Dienstag in Zagreb einen anderen der Attentäter und Angehörigen des serbischen Zemun-Mafiaclans mit zwei Pistolenschüssen verwundet hatte. Der 36-jährige Sretko Kalinic überlebte den Angriff und wurde festgenommen. Laut kroatischem Justizministerium kann Kalinic zunächst nicht an Serbien ausgeliefert werden, da er kroatischer Staatsbürger ist und bisher kein bilaterales Auslieferungsabkommen zwischen Zagreb und Belgrad besteht. Im Steckbrief von Interpol wird seine Nationalität allerdings als "Früheres Serbien und Montenegro" angegeben.

Simovic und Kalinic waren in Belgrad in zwei getrennten Prozessen für das Attentat auf Djindjic im März 2003 und anderen Mordanschlägen der Zemun-Mafia zu hohen Haftstrafen verurteilt worden. Die beiden stehen zudem unter dem Verdacht, vor drei Jahren in Belgrad einen geschützten Zeugen im Fall Djindjic brutal ermordet zu haben.

Nach dieser jüngsten Festnahme sind weitere drei Djindjic-Attentäter flüchtig. Insgesamt wurden zwölf Personen wegen der Ermordung des Regierungschefs zu Haftstrafen verurteilt. Die Hintergründe wurden allerdings nicht genau geklärt.

Laut Belgrader Polizeiangaben sollte Simovic sogleich in ein Gefängnis gebracht werden, um seine Strafe anzutreten. Er war in Abwesenheit für das Attentat auf Djindjic zu 30 und für weitere Attentate zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Dem Angehörigen des Zemun-Clans steht laut Rechtsexperten die Möglichkeit zu, eine Wiederholung des Gerichtsverfahren zu beantragen. Dasselbe gilt auch für Kalinic, alias "Beli" ("Weißer") oder Zver ("Biest") (Zver).

Wie die serbische Tageszeitung "Blic" am Donnerstag berichtete, habe Kalinic den kroatischen Ermittlern inzwischen die Namen von Personen enthüllt, die im Juni 2006 auf brutale Weise einen geschützten Zeugen im Fall Djindjic in Belgrad ermordet hatten. Dieses Mordes werden die flüchtigen Angehörigen des Zemun-Clans verdächtigt. Ihnen werden auch einige andere Morde in der Unterwelt in der Region zur Last gelegt. (APA/red)