Wien - Angesichts der Reibereien bei den Grünen in Wien-Josefstadt und der gestrigen Entscheidung, den amtierenden Bezirksvorsteher Heribert Rahjdian nicht mehr als Spitzenkandidaten für die Wien-Wahl ins Rennen zu schicken, hat sich Klubobfrau Maria Vassilakou am Donnerstag um Schadensbegrenzung bemüht: "Das ist keine Katastrophe." Es sei aber eine Binsenweisheit, "dass ein Streit am Vorabend einer Wahl nicht unbedingt förderlich ist". Der neue Spitzenkandidat Alexander Spritzendorfer sah den Streit heute als beendet.

"Goldrichtige Zeitpunkt verpasst"

"Es ist der goldrichtige Zeitpunkt verpasst worden, die Nachfolgeentscheidung zu klären und Konflikte zu befrieden", fand die Grünen-Chefin durchaus kritische Worte. Man könne aus der Sache jedenfalls nicht die Konsequenz ziehen, Listen wie andere Parteien autoritär und intransparent zu entscheiden: "Es ist nichts außergewöhnliches, dass es am Vorabend der Listenerstellung zu Konflikten kommt." Bei den Grünen werde eben nicht hinter gepolsterten Türen entschieden.

Vassilakou bezeichnete die Kür von Alexander Spritzendorfer zum neuen Spitzenkandidaten des achten Bezirks als "etwas überraschend". Es sei jedenfalls ein Neustart mit einer "Integrationsfigur" gelungen. Der 47-jährige Ex-Kulturmanager habe ihr vollstes Vertrauen und werde einen hervorragenden Wahlkampf führen. Rahdjian, der bis zur Wahl im Herbst Bezirksvorsteher bleiben wird, bedachte die Klubchefin mit "größtem Dank und größter Wertschätzung". Er habe hervorragende Arbeit geleistet und werde dies bis zu seiner Ablöse weiterhin tun. Rahdjian ist nach der gestrigen Niederlage nun gar nicht mehr auf der Bezirksliste vertreten.

Zustimmung von 60 Prozent

Spritzendorfer selbst, seit 2003 für die Grünen aktiv und derzeit noch Klubsekretär in der niederösterreichischen Landespartei, sprach heute von einer "verantwortungsvollen, schwierigen, aber auch schönen Aufgabe". Den Konflikt sah er - nach einer Zustimmung von knapp 60 Prozent - als beendet. Gefragt nach seinen Qualitäten blieb er einigermaßen vage: "Es wird sich noch herauskristallisieren, was ich besser und schlechter machen kann." Ein Unterschied zur Ära Radjian bestehe jedenfalls darin, "dass er 74 ist, und ich 47."

Seine Funktionen in Niederösterreich werde er mit dem morgigen Freitag zurücklegen, kündigte Spritzendorfer, der seit zwölf Jahren in der Josefstadt lebt und folglich regelmäßig ins Nachbarbundesland pendelt, an. Großes Augenmerk will er auf die Reduzierung des Autoverkehrs und auf die Erhaltung der Kaufkraft im Bezirk legen. Auf lange Frist hat sich der frisch gewählte Spitzenkandidat jedenfalls ein hohes Ziel gesetzt: "Ich will, dass die Josefstadt ein internationales Beispiel für grünes Regieren wird, das sich Leute aus ganz Europa anschauen können." (APA)