Tokio - Die japanische Wirtschaft ist zu Jahresauftakt dank der massiven staatlichen Konjunkturstützen und starker Exporte kräftig gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt legte in den ersten drei Monaten des Jahres um 1,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu, wie die am Donnerstag vorgelegten Daten zeigen. Das war das zweitstärkste Wachstum aller wichtigen Industriestaaten - nur in Kanada stieg die Wirtschaftsleistung noch stärker. Experten warnten jedoch vor allzu großem Optimismus. In den kommenden Monaten dürften die Zuwächse geringer ausfallen.

Dabei spielt vor allem das Auslaufen von Konjunkturprogrammen eine Rolle, darunter Subventionen beim Kauf von sparsamen Autos und Elektronikgeräten. Auch die Lage am Arbeitsmarkt bleibt schwierig und dürfte wie der anhaltende Preisverfall den Konsum dämpfen. Ein Indikator, der den Preisrückgang misst, fiel so stark wie noch nie zuvor. "Wir gehen von einem schwächeren Wachstum im weiteren Verlauf des Haushaltsjahres aus, wenn die staatlichen Stützen wegfallen", sagte Junko Nishioka von RBS Securities. Ab Ende des Jahres muss die japanische Wirtschaft ohne die Kaufanreize auskommen.

Im Mai verbesserte sich das Verbrauchervertrauen aber erneut leicht. Der entsprechende Index stieg auf 42,8 Zähler von 42 Punkten im Vormonat und erreichte damit den höchsten Stand seit Oktober 2007. Dennoch ist das Barometer noch weit von der Wachstumsschwelle von 50 Punkten entfernt: Erst ab diesem Wert deutet es auf eine optimistische Verbraucherstimmung hin.

Schon im ersten Quartal legte der private Verbrauch stärker zu als in einer ersten Schätzung angenommen. Auch die Bauausgaben stiegen stärker als zunächst geschätzt. Die Firmen investierten dagegen nicht so viel wie gedacht. Regierungsvertreter äußerten sich daher zurückhaltend. Sie bräuchten weitere Informationen zu den Investitionen, hieß es.

Der neue Ministerpräsident Naoto Kan, der erst am Dienstag in sein Amt eingeführt wurde, will die Wirtschaft stärken, das Sozialsystem verbessern und Schulden reduzieren. Experten gehen davon aus, dass vor allem im Gesundheitssektor investiert werden dürfte. Japan hat sich im Frühjahr 2009 aus der Rezession gelöst und dabei von der starken Nachfrage aus dem Ausland profitiert. Die Binnenwirtschaft stützt sich dagegen vor allem auf die milliardenschweren Konjunkturstützen. Angesichts eines Schuldenberges, der mehr als doppelt so hoch ist wie die Wirtschaftsleistung, schwindet aber der Spielraum der Regierung für weitere Konjunkturpakete. (APA/Reuters)