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Brüssel - Biosprit soll seinen Namen wieder verdienen: Die EU-Kommission will ein Öko-Siegel für den milliardenschweren Markt mit Pflanzentreibstoffen einführen. Das grüne Zertifikat erhalten nur Hersteller und Importeure, die nachweisen, dass ihr Sprit aus einem umweltverträglichen Anbau von Energiepflanzen wie Mais, Zuckerrohr oder Palmen stammt. Die Kriterien dafür stellte EU-Energiekommissar Günther Oettinger am Donnerstag in Brüssel vor.

Das Siegel gibt es nur, wenn für den Anbau der Ölpflanzen keine Tropenwälder gerodet oder Torfböden trocken gelegt wurden. Die Firmen müssen von der Farm bis zur Tankstelle ihre "nachhaltige" Produktion belegen. Unabhängige Gutachter sollen darüber wachen. Ölfirmen können sich freiwillig zertifizieren lassen und müssen dafür zahlen - nur dann können sie staatliche Förderung erhalten. Voraussetzung für Geld vom Staat ist, dass der Biosprit mindestens 35 Prozent weniger Treibhausgase verursacht als fossile Kraftstoffe.

"Im Transportbereich entstehen 20 Prozent aller Treibhausgase; Flugzeuge, Lastwagen und Autos sind die Hauptverursacher dafür", sagte Oettinger. Deshalb müsse beim Umweltschutz der Verkehrsbereich im Mittelpunkt stehen. Biodiesel und Bioethanol seien die wichtigste Ergänzung zu Benzin und Diesel. Elektroautos blieben vorerst eine Nischenlösung.

Vorreiter Deutschland

Deutschland ist mit einer eigenen "Nachhaltigkeitsverordnung" bereits vorausgeprescht. Deutsche Biosprit-Hersteller haben sich nach deutschen Vorgaben zertifizieren lassen. Die deutschen Systeme namens ISCC und REDcert werden voraussichtlich auf EU-Ebene anerkannt. Unternehmen können sich künftig ein nationales Siegel besorgen, das dann von Brüssel überprüft wird und in allen 27 Staaten gilt.

Umweltschützer kritisieren, die EU-Initiative gehe nicht weit genug. "Sie verhindert nicht die dramatische Zunahme der Regenwaldabholzung und der Treibhausgasemissionen", teilte Greenpeace mit. Indirekte Folgen des Biospritanbaus für die Klimabilanz werden nicht berücksichtigt. Wenn die Flächen für Lebensmittel und Ölpflanzen zu knapp seien, würden anderenorts unberührte Wälder abgeholzt.

Modellrechnungen für indirekte Effekte durch geänderte Landnutzung will Oettinger erst bis Jahresende vorlegen. Die Grünen im Europaparlament sprachen von einem "Öko-Schwindel". Der Vorschlag sei alles andere als nachhaltig, sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Rebecca Harms.

Die EU hatte 2008 als Teil ihres Klimapakets beschlossen, den Anteil erneuerbarer Energien im Verkehr bis 2020 auf zehn Prozent auszubauen. Dabei können die Mitgliedsstaaten selbst entscheiden, ob sie dieses Ziel durch Biosprit oder durch erneuerbaren Strom für Elektroautos und Eisenbahnen erreichen. Der Großteil des Ziels wird aber durch Biodiesel, Ethanol und Pflanzenöl gedeckt. (APA)