Wien/Graz/Linz/Klagenfurt - Sich ein WM-Match allein anzusehen hat ja quasi den gleichen Unterhaltungswert wie Lurch unter dem Bett hervorzukehren. Die Fans tendieren daher dazu, sich zusammenzurotten, was zur Folge hat, dass manche Zeitungskommentatoren wieder die Sorge haben werden, dass Fußballfans mit von Bier aufgedunsenen Gesichtern die Stadt heimsuchen. Schon jetzt kann man sagen: Das wird eher nicht passieren, da die Zahl der Public-Viewing-Möglichkeiten im Vergleich zur EURO 2008 deutlich reduziert ist. Ein paar feine Gelegenheiten gibt es dennoch.

Im Pub den Engländern oder im Sushi-Restaurant den Japanern zuzujubeln ist grundsätzlich schon eine gute Idee, wer aber wirklich in der Masse untertauchen will, hat andere Optionen.

In Wien etwa in der Strandbar Herrmann (Herrmannpark bei der Urania). Bis zu 2000 Menschen können auf einem 18 Quadratmeter großen Bildschirm Spiele wie Nordkorea gegen die Elfenbeinküste verfolgen. Versprochen werden auch afrikanisches Essen und Musik. Ebenfalls am Donaukanal kann man die Spiele der allseits beliebten deutschen Nationalmannschaft verfolgen. Unter dem Titel "Piefke Public Viewing" veranstaltet die "Piefke Connection Austria" auf dem Badeschiff (zwischen Schwedenbrücke und Urania) ein Anschauen mit hohem Deutschen-Anteil während der drei Vorrundenspiele. So Deutschland gegen Ghana, Serbien und Australien besteht, wohl auch später.
Fußball-Bingo im Wuk

Unterhaltsam verspricht es im Wuk (Währinger Straße 59) zu werden. Bis zu 1500 Menschen finden dort Platz und Bio-Essen. Veranstalter FM4 sorgt auch für ein Rahmenprogramm. Wem etwa das Match Ghana gegen Australien zu wenig Spannung bietet, der kann sich am 19. Juni am Fußball-Bingo mit den Moderatoren Clemens Haipl und Nina Hofer beteiligen. Die verkünden Zahlen, die im Spiel vorkommen - ein Elfmeter führt naheliegenderweise dazu, dass man auf den ausgeteilten Scheinen die Elf ankreuzt.

Eine der größten Public-Viewing-Anlagen Österreichs wird am Rande des Grazer Stadtparks, auf dem Dach der Tiefgarage Pfauengarten aufgebaut: Mit allem Drum und Dran, samt VIP-Bereich und Tribünen. Bis zu 8000 Fußballfans sollen dort pro Spiel Platz und Labung finden. Parallel dazu wird angrenzend am Karmeliterplatz ein Beachvolleyball- samt Beach-Soccer-Areal für Kids eingerichtet. Organisator Rudi Hinterleitner rechnet mit in Summe rund 200.000 Besuchern, die sich die WM auf dem Karmeliterplatz und Pfauengarten-Dach geben werden.

In Linz rollt die Kugel nur auf dem Arena-Platz vor dem Offenen Kulturhaus (OK) öffentlich. "Wir gehen aber davon aus, dass die größeren Innenstadtlokale die Spiele übertragen werden", heißt es vonseiten der Stadt Linz. So etwa im Stadtbräu Josef, wo gleich auf drei großen Leinwänden live gekickt wird. Entweder als frauenfeindlich oder zielgruppenadäquat kann man das Angebot der Börserie am Linzer Südbahnhofmarkt sehen. Die bietet ein "Ladies Special": laut Homepage ein Glas Prosecco und "fesche Kicker".

Klagenfurter wiederum können wie schon 2006 und 2008 auf dem Neuen Platz Lindwurm und Fußball anschauen. Letzterer wird auf einer Großbildleinwand übertragen. (moe, mro, mue, DER STANDARD Printausgabe, 10.6.2010)