Normalerweise ist das Erste, was der Rutsch-Roland macht, wenn er aus seinem Alfa kraxelt, sich so lässig eine Tschik ins Gesicht zu stecken, dass sogar der alte John Wayne daneben aussehen würde wie ein Klassenstreber in Knickerbocker. Aber auf den Zuzel hat er gleich vergessen, als er die Spiegel der kleinen Hypermotard sieht, die am Lenkerende montiert sind.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

"Na da schau her. Für was ist denn das gut? Sieht man da überhaupt was drinnen?", klappt er die Spiegel aus und ein und aus und ein. Naja, ganz fremd dürfte dem Alfisti ja der italienische Zugang nicht sein, der darauf beruht, dass Schönheit vor Funktionalität geht.

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Weil so edel die Spiegel am Lenkerende aussehen – oder sagen wir, so schön die fehlenden Fühler am Lenkrad sind –, so wenig sind die Klappspiegel zu gebrauchen. Wer sie in der Stadt nicht selbst einklappt, lässt das von den ersten PKWs erledigen, zwischen denen man durchfräst.

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In der Stadt ist man mit der kleinen Hypermotard jedenfalls recht flott unterwegs. Der L-förmige Twinmotor mit seinen 803 Kubikzentimeter hat nämlich mit seinen 81 PS genug Schmalz, um die Duc ordentlich zu beschleunigen.

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Mit dem knackigen Fahrwerk und den feinen Brembos neigt man gerne zum späten Bremsen und einer eher rabiaten Fahrweise. Die Hypermotard lässt sich so fein von einer Schräglage in die andere werfen, dass durch den dichten Stadtverkehr zu krachen viel lustiger ist, als auf leeren Straßen zu fahren.

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Krachen ist übrigens nicht aus der Luft gegriffen, denn die Duc weiß, was sich potentielle Kunden wünschen und macht einen ordentlichen Lärm. Den hört der Graf Foto aber nicht. Der fliegt nämlich im Kofferraum des Alfa herum, während der Rutsch-Roland probiert, eine neue Bestzeit auf eine seiner Hausstrecken zu brennen.

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Roland muss immer wieder herhalten, wenn der Wolf einen Kamerawagen braucht, der so ums Eck kracht, dass man mit dem Motorrad dahinter auch ein wenig umlegen muss. Wichtig ist, dass der Graf Foto keine Angst hat, sein Leben zu lassen, wenn der Roland wieder einmal mehr quer als gerade durch die Kurve kommt.

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"Schlecht wird mir nicht, wegen der Fahrerei, sondern weil ich meine Frischluft quasi direkt aus dem Auto-Auspuff sauge", sagt Wolf bei einem Zwischenstopp, während ich verzweifelt im Getriebe rühre, auf der Suche nach einem Leerlauf.

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Man würde gerne monieren, dass die 43-Millimeter-Upside-Down-Gabel nicht verstellbar ist, aber das einzige Problem, das die trocken 167 Kilogramm schwere Hypermotard hat, ist das Getriebe. Das matte Schwarz ist atemberaubend – und mit 9.995 Euro ist die matte Hype zudem günstiger als das normale rote um 10.495 Euro. Der Heckspoiler mit dem integrierten Licht ist schärfer als tausend Italiener an einem Sonnentag.

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Die Blinker in den Handguards sind edler als die Steine am Verlobungsring meiner Frau. Das Hinterrad mit der Einarm-Schwinge: ein Kunstwerk. Aber wenn man an der Ampel, vorm Prüfbus der Polizei, im Getriebe rühren muss, um dann das Moped erst mit gezogener Kupplung und eingelegtem Gang abzustellen, ist erniedrigend.

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Sicher, die Hypermotard war nagelneu, als ich sie übernehmen durfte, und nach dem 1000er-Service dürfte das Problem behoben sein, aber wer hat schon die Verve, an einem Tag sein neues Motorrad abzuholen und tags darauf zum Tausenderservice zu kommen?

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Die Spiegel? Nein, die sind kein Manko. Die sind genial. Auch wenn sie beim Fahren allein durch die Erschütterungen und den Fahrtwind mit der Zeit einklappen – "Die kannst da mit der Schraube eh festziehen", bemerkt der Roland – aber das prellt's mit der Zeit auch los.

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Und dass man nicht wirklich etwas darin sieht, ist gleich aus mehreren Gründen wurscht: Erstens sieht man in den meisten anderen Motorrad-Rückspiegeln auch nichts.

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Zweitens ist mir am Motorrad meistens ziemlich wurscht, was hinter mir passiert. Und drittens wird man nicht so schnell nervös, wenn man gerade die Zivilstreife überholt hat.

(Fotos: Wolf-Dieter Grabner)

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