An inter- aktiven Tafeln können Schüler gemeinsam Lernstoff erarbeiten und diesen dann in "digitalen Schultaschen" zum Üben mitnehmen.

Foto: PH Wien

Es ist kein Schulfach, doch für die (Arbeits-)Welt unerlässlich: digitale Kompetenz. Informatikunterricht machte den Anfang, es folgten PCs im Klassenzimmer, dann Notebooks. Bei insgesamt 1,14 Millionen Schülerinnen und Schülern in Österreich lernen derzeit rund 30.000 Schüler in sogenannten Notebook-Klassen. Jetzt will das Unterrichtsministerium die noch mobilere Lernvariante vorantreiben: Die Zahl der Netbook-Klassen (kleine, leichte Geräte, die in die Schultasche passen) soll im Herbst von 19 auf 100 aufgestockt werden.

Individualisierung des Unterrichts

"Die Erfahrungen in allen Ländern haben gezeigt, dass der Einsatz von Netbooks die Individualisierung des Unterrichts erheblich fördert. Die Kinder können so ihr eigenes Lerntempo bestimmen", sagt Sabine Huber, Bildungsexpertin des Prozessorherstellers Intel, der dem Ministerium beratend zur Seite steht. Die Bildungsinitiative des Unternehmens unterstützt seit zehn Jahren Schulen und Universitäten bei der Umsetzung von zukunftsorientierten Lernkonzepten. Als einen Vorteil für den Einsatz der handlichen Geräte sieht Huber die Kosten. Muss für ein Notebook mit rund 1000 Euro gerechnet werden, kommen Netbooks mit einem Preis von rund 300 Euro auch Schulträgern oder Eltern mit knappen Budget entgegen.

Da es in Klassenzimmern mitunter turbulent zugeht, zeichnen sich die neueren Netbook-Modelle durch Robustheit aus. Bei der neuesten Version des von Intel entwickelten Classmate Convertible wurde zum Beispiel besonders darauf geachtet, dass das Gerät auch einen Sturz aus Tischhöhe unbeschadet überlebt. Wird das berührungsempfindliche Farbdisplay um 180 Grad gedreht und mit der Sichtfläche nach oben zugeklappt, verwandelt sich das Netbook in einen Tablet.

Auslaufmodell Frontalunterricht

Dass der traditionelle Frontalunterricht ein Auslaufmodell ist, zeigt auch das Projekt "campusPLUS" der Pädagogischen Hochschule Wien. Interaktive "Whiteboards" sollen die klassische Schultafel ablösen und neue Unterrichtsformen ermöglichen. Die Schüler können darauf nicht nur mit dem Finger oder einem speziellen Stift schreiben, sondern auch Elemente verschieben und Filme ansehen. Auch die Arbeiten der Schüler können von deren Computer auf das Board projiziert werden.

Der so gemeinsam erarbeitete Lernstoff kann dann in die "digitale Schultasche" gepackt werden. Erforderlich dafür ist lediglich ein USB-Stick, um den Stoff mit nach Hause zu nehmen. Die Software zum Öffnen der Programme wird von der Schule auf den Stick installiert. "Wir können nicht früh genug damit beginnen, die Kinder an jene Technologien heranzuführen, die sie im Berufsleben verwenden werden", sagt PH-Rektorin Dagmar Hackl. (kat/ DER STANDARD Printausgabe, 11. Juni 2010)