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Der Papst beim Zelebrieren der Messe zum Ende des Priesterjahres am Petersplatz - In seiner Predigt entschuldigt er sich hier bei Gott und den Opfern des Missbrauchs

Foto: REUTERS/Alessia Pierdomenico

In der Steiermark sorgt die Rückkehr zweier suspendierter Priester in ihren Dienst für Aufsehen, während der Papst bei einer Messe am Freitag am Petersplatz um Vergebung für den "Missbrauch der Kleinen" bat.

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Graz/Rom - Zwei Priester werden diesen Sonntag wieder in ihre Pfarren ins weststeirische Deutschlandsberg und ins ober-steirische Gußwerk zurückkehren. Beide Männer wurden im Zuge der Aufdeckung von Fällen sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche durch Geistliche vom Dienst suspendiert, was teilweise Kritik einbrachte. Denn die Seelsorger waren für ihre zwölf und 20 Jahre zurückliegenden Taten bereits verurteilt und hatten - wie jetzt ein forensisch-psychiatrisches Gutachten eines Gerichtsgutachters bestätigt haben soll - nichts mit Pädophilie zu tun.

In einem Fall handelte es sich um einen sexuellen Übergriff auf einen Mann, im zweiten um einen Fall von Exhibitionismus. "Die Diözese Graz-Seckau hat jedenfalls im Interesse einer möglichst großen Sicherheit gehandelt" , wird die Überprüfung der Fälle seitens der Diözese gerechtfertigt, die eine eigene Expertenkommission eingerichtet hat, um alle alten Fälle genau zu durchleuchten. Die beiden Priester werden im nächsten Jahr durch den Diözesanvisitator und den jeweils zuständigen Dechant bei ihrer Arbeit begleitet.

Bedauern der Duldung

Auf dem Petersplatz in Rom sprach Papst Benedikt XVI. am Freitag zum Herz-Jesu-Fest eine an "Gott und die betroffenen Menschen" gerichtete Entschuldigung aus, auf die Millionen Menschen seit Monaten warteten. Vor rund 15.000 Priestern bat er bei der Messe zum Abschluss des Priesterjahres "inständig" um Vergebung für den "Missbrauch der Kleinen" und versprach, "dass wir bei der Zulassung zum priesterlichen Dienst und bei der Formung auf dem Weg dahin alles tun werden, was wir können, um die Rechtheit der Berufung zu prüfen, und dass wir die Priester mehr noch auf ihrem Weg begleiten wollen" . Angelehnt an das Zitat aus dem sogenannten Hirtenpsalm - "Dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht" - sagte der Papst, dass die Kirche den Stock des Hirten gebrauchen müsse, um den Glauben zu schützen, denn: "Gerade der Gebrauch des Stockes kann ein Dienst der Liebe sein. Heute sehen wir es, dass es keine Liebe ist, wenn ein für das priesterliche Leben unwürdiges Verhalten geduldet wird." Mit diesem Ansprechen der "Duldung" , ging der Papst deutlich weiter als zuletzt in seinem Brief an die irischen Bischöfe. Georg Plank, Sprecher des steirischen Diözesanbischofs Egon Kapellari, interpretierte das gegenüber dem Standard so: "Wir glauben und wissen: Der Papst will das wirklich bereinigen." Es handle sich um eine Verschärfung des Tons. Dass der Vatikan zunächst zögerlich oder teilweise überhaupt nicht auf die Verbrechen an Kindern und Jugendlichen reagierte, wurde in der Predigt am Freitag nicht explizit thematisiert.

Kritiker in der Kirche sind mit den Worten nicht zufrieden: Sigrid Grabmeier von "Wir sind Kirche Deutschland" meint in der Samstagausgabe der Leipziger Volkszeitung: "Man sieht die Täter weiter nur als Einzelpersonen und will sie wie Unkraut ausrupfen."

Der Benediktinerpater Udo Fischer teilte die Kritik in einem Interview in der ZiB2: Zwar habe Kardinal Schönborn offenbar ein offeneres Ohr gefunden als Kardinal Sodano und andere, der Papst mache im Kern aber den Teufel verantwortlich - gegen diesen könne man keine Untersuchung einleiten. Das Festhalten am Zölibat zeige die Fehlbarkeit des Papstes. Fischer zitierte eine Umfrage aus Polen, wonach 40 Prozent der Weltpriester dort angaben, mit einer Frau zusammenzuleben oder gelebt zu haben. (Colette M. Schmidt/DER STANDARD, Printausgabe, 12./13. Juni 2010)