Wien - Um die Bewährungshilfe steht es finanziell schlecht: Der Verein "Neustart" muss bei der Jugendbetreuung sparen und fürchtet auch um einige Standorte. Der Verlust von über einer halben Million Euro zwingt die Bewährungshelfer dazu, Intensivbetreuung nur mehr für Hochrisikogruppen zu bieten. Das Betreuungsverhältnis bei den Jugendlichen werde sich auf 1,5 Kontakte im Monat reduzieren, früher seien es 2 bis 2,5 gewesen, sagte Pressesprecher Andreas Zembaty. Dabei sind gerade bei Jugendlichen die Resozialisierungschancen am höchstens. Aufgrund des Geldmangels müssen die Sozialarbeiter "risikoorientiert" betreuen: So werden Sexualstraftäter, Risiko- und Gewalttäter weiterhin intensiv betreut.

Es drohen zudem Standortschließungen: Man habe schon einige Einrichtungen schließen müssen und sich auf Ballungszentren konzentriert. Nun könnten weitere der 13 Standorte geschlossen werden, was vor allem Oberösterreich, Niederösterreich und Wien treffen würde. Weitere Schließungen würde bedeuten, dass die Klienten oder die Bewährungshelfer weitere Wege auf sich nehmen müssten. Geschäftsführer Wolfgang Hermann kündigt außerdem eine Organisationsreform an. Es werde die Zahl der Führungskräfte reduzieren werden. Das sollen vor allem Einrichtungsleiter sein.

Der Verein befindet sich derzeit in Verhandlungen mit dem Justizministerium. Für 2010 rechnet man mit einem Finanzierungsrahmen von etwas mehr als 37 Millionen Euro, wovon rund 33 Millionen aus dem Ministerium kommen. Das bedeutet ein Verlust von über einer halben Million Euro. "Das sind Dimensionen, die wir bisher nicht gewohnt waren", sagte Hermann. Der befürchtete Verlust könnte, je nachdem, wie stark die Einsparungsmaßnahmen beim Ressort ausfallen werden, noch vergrößert werden.

"Neustart" hofft, sein Betätigungsfeld erweitern zu können, um zu neuen Mitteln zu kommen. So könnte der Verein etwa von den Landesschulbehörden mit Präventionsarbeit an Schulen beauftragt werden. "Neustart" hat 2009 insgesamt 43.483 Klienten mit 583 hauptamtlichen und 900 ehrenamtlichen Sozialarbeitern betreut. Die Mitarbeiter hatten diese Woche vor dem Justizministerium demonstriert. (APA)