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Joachim Löw brach zuletzt gleich mehrere Lanzen für Miroslav Klose (re).

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Mr Travolta nach nominieren? Vielleicht eine Überlegung wert

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Durban - Deutschland will mit einem klaren Erfolg über Außenseiter Australien in die WM starten. "Es ist wichtig, dass man gut aus den Startlöchern kommt", betonte Nationaltrainer Joachim Löw vor dem ersten Gruppenspiel am Sonntagabend (20.30 Uhr) in Durban. Er weiß, wovon er spricht: Vor vier Jahren, als er noch Assistent von Jürgen Klinsmann war, bedeutete das 4:2 in München gegen Costa Rica die Initialzündung für das "Sommermärchen" bei der Heim-WM.

Ein erfolgreicher Start hat für Fußball-Deutschland fast schon Tradition. Von bisher 16 Ouvertüren seit 1934 gewann die DFB-Auswahl elf und verlor nur eine einzige. Die Bandbreite reicht vom 8:0-Torfestival 2002 in Japan gegen Saudi-Arabien mit drei Toren des aktuellen Sturm-Sorgenkindes Miroslav Klose bis zum blamablen 1:2 in Spanien 1982 gegen Algerien.

Bundestrainer Joachim Löw wird aller Voraussicht nach der Mannschaft vertrauen, die auch bei der Generalprobe gegen Bosnien-Herzegowina (3:1) begonnen hatte. Im Angriff setzt Löw demnach weiter auf den zuletzt formschwachen Miroslav Klose. Ein Fragezeichen im 4-2-3-1-System gibt es nur noch bei der Besetzung der rechten offensiven Außenbahn. Dabei streiten Piotr Trochowski und Thomas Müller um den Platz. Aber auch Marko Marin rechnet sich Chancen aus.

Im Tor wird Manuel Neuer sein WM-Debüt feiern. In der Viererabwehrkette sind Kapitän Philipp Lahm auf rechts sowie Per Mertesacker und Arne Friedrich in der Innenverteidigung gesetzt. Als linker Außenverteidiger agiert Holger Badstuber.

Vor der Abwehr bilden Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira nach dem Ausfall von Michael Ballack die so genannte 'Doppel-Sechs'. Im offensiven Mittelfeld sollen neben Trochowski oder Müller Mesut Özil und Lukas Podolski für den nötigen Schwung sorgen. Beim 96-maligen Nationalspieler Klose vertraut Löw auf dessen große Erfahrung. Dem 32-Jährigen sitzt aber vor allem der Stuttgarter Cacau im Nacken.

 

Philipp Lahm, der die Kapitänsrolle nach der verletzungsbedingten WM-Absage von Spielmacher Michael Ballack übernommen hat, strahlte am Freitag viel Zuversicht für die erste WM-Partie aus. "Die Mannschaft hat am meisten Qualität von allen, in denen ich bis jetzt gespielt habe", sagte der Bayern-Außenverteidiger. Und Offensivmann Lukas Podolski sprach überhaupt gleich Klartext: "Es gibt nur eins, wir wollen gewinnen - mit allen Mitteln!"

Eine Dosis Travolta

Doch die Australier wollen in Südafrika "die Welt schocken". Nach der Motivationsspritze durch Hollywood-Superstar und Edel-Fan John Travolta, der den "Socceroos" am Freitag einen Besuch im Teamcamp in Muldersdrift abstattete, fühlt sich der Achtelfinalist der WM 2006 bereit für den großen Coup. "Wir werden es richtig krachen lassen", versprach Innenverteidiger Craig Moore. "Ich will eine Inspiration sein und euch wieder mal Glück bringen", sagte der mit Schal und Mütze im Socceroos-Look perfekt ausgestattete Travolta. Der weltbekannte Schauspieler (Pulp Fiction, Saturday Night Fever) legte ein flottes Tänzchen hin, jonglierte mit dem Ball und sang zur Aufmunterung eine witzig umgedichtete Version seines Hits 'You're the one that I want' aus dem Musical Grease.

Als Extra-Ansporn dient dem vom Niederländer Pim Verbeek betreuten Team  die angebliche Geringschätzung, die sie - so die Wahrnehmung der Australier - aus dem deutschen Lager erfahren. Vor allem, dass Löw ihre defensive Spielweise als "langweilig" beschrieben habe, stieß vielen bitter auf. "Wir werden rausgehen und der Welt zeigen, was wir können", lautete die Replik von Topstar Harry Kewell .

Coach Verbeek baut in Südafrika auf das Gerüst jener Elf, die bei der WM 2006 in Deutschland mit dem Aufstieg in die K.o.-Phase überrascht hatte. Im Tor steht der unverwüstliche Mark Schwarzer, in der Abwehr bilden Kapitän Lucas Neill und Moore das kompromisslose Innenverteidiger-Duo, und davor soll "Zerstörer" Vince Grella den deutschen Spielaufbau verhindern. "Ich hoffe, dass wir wieder für Furore sorgen können", meinte Schwarzer, für den "ein Traum" wahr wird, bei einer WM gegen das Heimatland seiner Eltern zu spielen.

Mit 37 Jahren ist der Fulham-Schlussmann der Senior eines Teams, das viele als zu alt einstufen. Stolze 31,5 Jahre beträgt der Altersdurchschnitt der erwarteten Startelf. Doch Verbeek kann die Kritik an seiner Oldie-Bande nicht nachvollziehen. "Mir ist egal, wie alt einer ist. Sie sind die besten Spieler, die wir haben", betonte der Niederländer, der zum Auftakt gegen den "Mitfavoriten auf den Titel" mit einem Remis zufrieden wäre.

Abwehrchef Neill ist überzeugt, dass die Australier - wie vor vier Jahren unter dem niederländischen Erfolgscoach Guus Hiddink - als "Außenseiter" die Großen ärgern können. "Keiner erwartet, dass wir gewinnen, außer wir selbst", tönte Neill. (sid/APA/red)

Deutschland - Australien (20.30 Uhr, Durban, Moses-Mabhida-Stadion, SR Marco Rodriguez/Mexiko)

Mögliche Aufstellungen

Deutschland: 1 Neuer - 16 Lahm, 17 Mertesacker, 3 A. Friedrich, 14 Badstuber - 6 Khedira, 7 Schweinsteiger - 15 Trochowski, 8 Özil, 10 Podolski - 11 Klose

Ersatz: 22 Butt, 12 Wiese - 2 Jansen, 4 Aogo, 5 Tasci, 20 J. Boateng, 18 Kroos, 21 Marin, 9 Kießling, 13 T. Müller, 19 Cacau, 23 Gomez

Keine Ausfälle

Teamchef: Joachim Löw

Australien: 1 Schwarzer - 8 Wilkshire, 3 C. Moore, 2 Neill, 11 Chipperfield - 13 Grella, 5 Culina - 7 Emerton, 4 Cahill, 10 Kewell - 9 Kennedy

Ersatz: 12 Federici, 18 Galekovic - 6 Beauchamp, 20 Milligan, 21 Carney, 14 Holman, 15 Jedinak, 16 Valeri, 19 Garcia, 23 Bresciano, 22 Vidosic, 17 Rukavytsya

Keine Ausfälle

Teamchef: Pim Verbeek (NED)