Bild nicht mehr verfügbar.

Generalstabschef Lee Sang-eui sprach zu sehr dem Whisky zu.

Foto: APA/EPA/Jeon

Seoul/Tokio - Ein zu tiefer Blick ins Glas könnte Südkoreas ranghöchsten Militär zum prominentesten Opfer von Nordkoreas mutmaßlichem Torpedoangriff auf das südkoreanische Kriegsschiff Cheonan machen. Eine Untersuchungskommission wirft Generalstabschef Lee Sang-eui vor, er habe durch gefälschte Protokolle vorgegaukelt, nach dem Anschlag den Krisenstab geleitet zu haben, obwohl er tatsächlich in seinem Büro einen Rausch ausschlief. Er hatte vor dem Zwischenfall bei einer Veranstaltung mit Offizieren einige Whiskys gekippt. Das Diskussionsthema war pikanterweise "militärische Bereitschaft" .

Lees Fall ist nur die Spitze des Eisbergs. Am Donnerstag hatte der von Südkoreas Präsident Lee Myung-bak eingesetzte Untersuchungsausschuss das Verteidigungsministerium aufgefordert, 25 hochrangige Generäle und Beamte wegen Versäumnissen beim Cheonan-Untergang zu bestrafen, bei dem am 26. März 46 Seeleute gestorben waren. Militärs lehnen den Rücktritt ihres Chefs zwar ab, weil dieser ja anwesend gewesen sei. Aber letztlich wird Präsident Lee entscheiden. (Martin Kölling/DER STANDARD, Printausgabe, 12.6.2010)