Teheran/Wien - "Das Misstrauen ist gewachsen.Wer steht auf welcher Seite? Wem kann ich vertrauen?", berichtet Nasrin R.*. Als Mitglied der grünen Protestbewegung im Iran schilderte sie jüngst mit ihrer Kollegin Simin Y.* dem österreichischen Geschäftsmann Jürgen Weilheim* auf einer Reise im Iran, wie es der Opposition ergeht.

"Nach außen hin mag es ruhiger geworden sein, aber sowohl Regierung als auch Opposition sind sehr aktiv" , sagt Simin Y. Viele Aktivitäten der Regimegegner stünden im Zusammenhang mit dem von Oppositionsführer Mir-Hossein Mussavi ausgerufenen "Jahr der Geduld und des zunehmenden Bewusstseins" . "Die Regierung verschärft indes ihre Überwachungs- und Kontrollaktivitäten." Ziel sei es nach wie vor, Wahlbetrug aufzudecken und die Gewalt gegen Demonstranten zu beenden - mittelfristig strebe die Bewegung Reformen innerhalb des bestehenden Systems hin zu einer Demokratisierung an.

"Was das Land um zehn bis 20 Jahre zurückwerfen würde, sind verschärfte Sanktionen oder sogar Militärschläge" , sagt Nasrin R. in diesem Gespräch, das im Frühjahr vor der Verhängung neuer Uno-Sanktionen geführt wurde. "Diese würden nur zu einer Stärkung des fundamentalistischen Regimes führen." Beide stehen westlicher Hilfe kritisch gegenüber. Am besten wäre "Austausch und Zusammenarbeit auf Augenhöhe". (red/DER STANDARD, Printausgabe, 12.6.2010)