Jörg Haider ist seit geraumer Zeit tot, aber noch immer kann die Republik von seiner politischen Hinterlassenschaft zehren. Reichlich. Herangewachsen unter seiner Ägide künden nicht wenige inzwischen leicht überwuzelte Jünglinge von der Größe dieses Menschenbildners. Die noble Eleganz, mit der etwa ein Karl-Heinz Grasser seit langem die Unaufmerksamkeit der Justiz beansprucht, hat nicht ihresgleichen, mögen auch andere aus diesem Kreise sich notgedrungen um diese Fähigkeit bemühen. So wie derzeit etwa einer der Sekretäre des Verblichenen, Franz Koloini, gerufen "der schöne Franz". Und wo der Charme der Wiener Vorstadt durchschlägt, ist das Bemühen, das Publikum durch anhaltende Knusprigkeit zu gewinnen, als Ausdruck grundehrlicher Volksverbundenheit zu loben. Da kann Mitgefühl nicht ausbleiben, wenn es einmal tragisch kommt.

Nur kurz währte das Glück zwischen HC Strache und seiner Sissy, musste "Österreich" die Öffentlichkeit kürzlich in der für dieses Blatt charakteristischen Schonungslosigkeit informieren. Wie konnte das Schicksal nur so hart zuschlagen und trennen, was Zahntechnik zusammenschweißte? Seit ihrem ersten Auftritt am 19. November 2009 im Wiener Szene-Club "The Box" verbindet das Paar mehr als nur ihre Freundschaft - und kaum ein halbes Jahr später schon wieder weniger. Es kam noch ein letzter Glamour-Auftritt am Opernball. Doch wenn man Freunden des Paares Glauben schenken darf, hängt der Haussegen mehr als nur schief.

Mehr als schief - das muss man erst einmal ermessen! War es Mundgeruch? War es Angst vor der Rolle als First Lady an der Seite des künftigen Wiener Bürgermeisters? Ihren Italien-Urlaub verbrachte sie bereits ohne ihn. Und erst kürzlich soll Sissy Atzlinger mit einem anderen Mann an ihrer Seite gesichtet worden sein. Platzte HC nun der Kragen? Quälende vier Tage mussten die "Österreich"-Konsumenten warten, ehe ihnen Antwort auf diese Frage zuteilward. Dann hieß es endlich Strache: Jetzt redet Ex-Freundin, und was sie zu sagen hatte, war erschütternd: "Gleichaltriger wäre besser."

Doch das Alter war es nicht allein. Unsere Beziehung scheiterte hauptsächlich daran, dass ich an der Grazer Klinik Zahnmedizin studiere und somit Montag bis Freitag in Graz gebunden bin. Heinz-Christian geht seinem Beruf ja in Wien nach. Als ob es in Graz keine Discos gäbe! Und so kam es, wie es kommen musste: "Die Zeit, die wir zu zweit hatten, ist einfach auf der Strecke geblieben." Und auf der Suche nach der auf der Strecke gebliebenen Zeit lässt sich etwas finden: Eine Trennung nach einer Beziehung bedeutet immer einen gewissen Verlust, aber auch einen großen Gewinn an Lebenserfahrung. Wenn einem gewissen Verlust ein großer Gewinn gegenübersteht, war die Trennung unterm Strich ein Erfolg. Aber dass die nationale Sehnsucht nach Philemon und Baucis in der Dentalklinik unerfüllt bleibt, ist schon schade.

Abgezeichnet hat es sich schon vorher, enthüllte "Österreich" doch Ende Mai H. C. Strache ,stalkt' diesen Boxer. FPÖ hinter Gogi Knezevic her. Keine Frau hat es gern, wenn ihr ohnehin ungleichaltriger Begleiter nach einem Kitzbüheler Liebesurlaub als politischer Lustmolch hinter einem gebürtigen Wiener mit serbischen Wurzeln her ist, während sie sich in Graz der Zahnmedizin weiht. Warum aber ist der FPÖ-Chef hinter dem Sportler aus der serbischen Community her? Einmal darf man raten. Am 26. Juni boxt der junge Wiener um den Weltmeistertitel in Wien. Und für Wiener hat der FP-Chef immer ein Herz. "HC Strache will mich unbedingt sponsern, aber ich will nicht, nicht für eine Million", sagt der Gestalkte. "Dass ich plötzlich für die FPÖ und deren Parolen stand - und so was wie ,Daham statt Islam'" ist für mich undenkbar. Viele haben es für die FPÖ schon billiger gegeben.

Und waren nicht so bitzlig, wenn es weiterzugeben galt. Wie besagter Franz Koloini, als aus einem Geschäft seines Chefs Jörg Haider mit russischen Ehrenmännern - Sponsorengeld gegen österreichische Staatsbürgerschaft - die Lappalie von 250.000 Dollar irgendwie auf einem Hypo-Konto klebenblieb. So lange, bis der Chef zu seinem Protokollchef sprach: "Gib mir das Geld", und der es ihm protokollarisch korrekt übergab. Sagt er heute. Leider sind die umgerechnet 190.000 Euro unauffindbar. Aber der Jörg wird schon wissen, was damit geschah. Man braucht ihn ja nur zu fragen.

Der war halt noch ein Sponsor - nicht so einer wie der Strache. (Günter Traxler/DER STANDARD, Printausgabe, 12./13.6.2010)