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Nürnberg - Die Chancen für die Rettung des defizitären Elektronikkonzerns Grundig stehen nach einem Bericht der Welt am Sonntag gut. Grundig-Chef Eberhard Braun und Insolvenzverwalter Siegfried Beck hätten dem türkischen TV-Hersteller Beko ein neues Übernahmeangebot gemacht.

Demnach bieten Braun und Beck eine Übernahme ohne Altlasten an, nachdem Grundig letzte Woche die vorläufige Insolvenz beantragt hatte. Rund 150 Millionen Euro an Schulden sollten bei den Gläubigerbanken hängen bleiben; etwa 200 Mio. Euro an Pensionsverpflichtungen für etwa 8.000 Grundig-Rentner übernehme der Pensions-Sicherungsverein (PSV) in Köln.

Dies alles kann dem Bericht zufolge greifen, wenn Grundig endgültig Insolvenz anmeldet. Das dürfte Ende Juni der Fall sein, weil danach keine Gelder mehr vom Arbeitsamt und aus dem Massekredit für Lohnzahlungen zur Verfügung stehen.

Löhne aus der Masse

Bis dahin müssten Braun und Beck das Beko-Geschäft allerdings im Wesentlichen unter Dach und Fach haben. Ein Grundig-Manager sagte der Zeitung: "Zumindest sollte eine Lösung vorbereitet sein, sonst kriegen wir ein Problem. Denn anschließend müssten die Löhne aus der Masse bezahlt werden."

Der türkische Konzern, der die eine fast perfekt ausgehandelte Übernahme Anfang April verworfen hat und und damit die Insolvenz mit auslöste, könnte vor allem sein TV- und Videorekorder-Geschäft mit den rund 30.000 Grundig-Partnern massiv ausbauen. Ebenso von Interesse für Beko dürfte die Nürnberger Entwicklungsabteilung von Grundig sein. Sie arbeitet bisher auch für die nicht insolventen Grundig-Teile wie die Bürokommunikation und die Autoradiofertigung.

Die Zukunft des Wiener Grundig-Standortes hängt dennoch weiter am seidenen Faden. Bisher zumindest wollte kein Grundig-Interessent - auch nicht Beko - das Wiener TV-Gerätewerk mit übernehmen. (red, Der Standard, Printausgabe, 22.04.2003)