Negative Bewertungen schaden Firmen und Plattformen

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Die Bewertung von Arbeitgebern auf einschlägigen Portalen im Internet bietet Arbeitnehmern eine Spielwiese zum Ausleben von Rachegelüsten. "Ein Arbeitsgeber mit zufriedenen Arbeitnehmern muss keine Meckereien fürchten", sagt Monster-Jobexpertin Barbara Wiesinger über den zunehmenden Trend zum Firmen-Bashing. Das Risiko einer Verunglimpfung trägt aber nicht nur die bewertete Firma, sondern am Ende auch das Bewertungsportal selbst.

kununu.com, Kelzen.de, Jobvoting.de und bizzwatch.de sind laut Karrierebibel derzeit die stärkstfrequentierten Arbeitgeber-Bewertungsportale. Ihr Geschäftsmodell beruht nicht zuletzt darauf, die bewerteten Unternehmen zu gewinnen, offene Stellen, Portraits oder Videos zu veröffentlichen. Mit dieser Strategie manövrieren sich die Portalbetreiber aber in einen Interessenkonflikt. Zudem kommt es oft zu Klagen von Unternehmen, die sich die Bewertung nicht gefallen lassen wollen. Laut Wiesinger geht es auch bei Bewertungsportalen um das Gewinnen vieler Internetuser.

Firmen motivieren Mitarbeiter

Doch die Angriffslust der Teilnehmer (Arbeitnehmer) schadet den Geschäftsbeziehungen zu werbewilligen Unternehmen. Aus diesem Grund stellt sich die Frage, ob Firmen, die kostenpflichtige Profile buchen, besser abschneiden. "Firmen, die Profile buchen, schneiden nicht wegen dieses Engagements besser ab, sondern weil sie kununu innerhalb des Unternehmens promoten", erläutert Martin Poreda, Chef von kununu mit 46.000 Arbeitgeber-Bewertungen die größte Plattform im deutschsprachigen Raum.

Laut Poreda gibt es auch Beispiele für Unternehmen, die mäßig bewertet sind und trotzdem Firmenprofile einstellen. Poreda verweist dabei auf den Umstand, dass sich potenzielle Bewerber mit hoher Wahrscheinlichkeit auf kununu informieren. Durch Promotion-Aktionen der Unternehmen werden zufriedene Mitarbeiter auf das Portal aufmerksam und so zur Teilnahme animiert. "Firmen können also entweder die Mitarbeiter zum Bewerten motivieren oder ihre Stellungnahme zu Bewertungen abgeben."

Bei der differenzierten Bewertungsbetrachtung von Unternehmen, die auf kununu gelistet und im gesamten deutschsprachigen Raum tätig sind, fällt jedoch auf, dass Einschätzungen in Einzelkategorien sowie in der Gesamtbewertung nicht selten variieren. So kann es vorkommen, dass Firmen in Österreich 3,2 und in Deutschland nur 1,7 von möglichen fünf Punkten erhalten. Poreda vermutet als Grund hierfür "unterschiedliche Arbeitsatmosphären".

Kampf gegen Rachebewertungen

Variierende Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass Rachebewertungen dafür verantwortlich sind. Monster-Austria-Frau Wiesinger: "Man kann seine Mitarbeiter kaum genug loben. Lob motiviert und motivierte Mitarbeiter werden an keinem Firmen-Bashing teilnehmen." Kununu-Chef Poreda bestreitet dies und argumentiert mit ausgeklügelter Technik. "Rachebewertungen werden durch technische Filter, die Strukturierung des Bewertungsprozesses und manuelle Kontrolle ausgeschlossen."

Trotzdem versteht sich kununu selbst nicht als "Schönwetterplattform". Vielmehr entspricht es dem Wesen des Services, dass neben positiven auch negative Bewertungen zu finden sind. Am Ende macht dies die Authentizität der Plattform aus, so der kununu-Gründer.

Die repräsentative Aussagekraft der Gesamtbewertung eines Unternehmens hängt jedoch auch stark von der Zahl der Teilnehmer ab, die eine Bewertung abgeben. Sind es nur wenige, die dann auch noch schlecht bewerten, kann ein verzerrtes Bild entstehen. "Auf diesen Umstand wird von kununu hingewiesen. Andere Bewertungsplattformen tun das übrigens nicht", meint Poreda. (pte)