Das Bed&Breakfast von Nthatheng im Soweto-Stadtteil Orlando West und mein delfinblaues Riesenmatchboxauto.

Foto: Obermayr

Vor Lebo´s Place gibt´s einen Campingplatz für Alternativtouristen und ein Fußballfeld für aktive Kicker.

Foto: Obermayr

Als am Freitag das Eröffnungsmatch in der Soccer City angepfiffen wird, sind im Haus von Nthateng Motaung schon eine halbe Stunde sämtliche elektrische Geräte nur mehr Zierde. Sie besitzt ein Bed&Breakfast mit fünf Zimmern in Soweto, wohin man vom größten WM-Stadion bei wenig Verkehr genau 10 Autominuten braucht. Um 18 Uhr hätte wieder Strom fließen sollen. Als ich um halb neun am Abend bei Nathateng eintrickse, ist alles dunkel. Das geplante Abendessen für andere Gäste ist ausgefallen, am Elektroofen stehen Faschiertes, jede Menge Gemüse und weitere Zutaten für ein afrikanisches Dinner. In den Kühlschrank räumen, wäre vergebliche Liebesmüh, auch der ist außer Betrieb. Nthatheng zeigt mir mein Zimmer im Hof mit einer Kerze, die sie erst im Raum entzündet: "You know we Africans have all these traditions", schäkert sie ironisch, aber traditionsbewusst.

Nthateng ist eine Nichte von Kaizer Motaung, jenem Superstürmer der 1960er, der als Legionär in den USA bei den Atlanta Chiefs gespielt und 1970 den heute populärsten Profiklub des Landes gegründet hat: die Kaizer Chiefs. Das Haus von Kaizer steht gegenüber in der Inhlwathi Street, die eine Parallelstraße zur weltberühmten Vilakazi Street ist, wo gleich zwei Friedensnobelpreisträger einen Wohnsitz haben: Nelson Mandela hatte hier sein erstes Häuschen bezogen (heute ein Museum) und Desmond Tutu besitzt eine Villa, die an der Hinterseite an Nthatengs B&B grenzt. Die Gegend gehört zum Stadtteil Orlando West und trägt den Beinamen Beverly Hills aufgrund der Kombination aus hügelig und prominent.

Keine fünf Fahrminuten entfernt befindet sich eine weitere bekannte Adresse in Orlando West: Soweto Backpackers, auch als Lebo´s Place geläufig. Auf der großen Wiese vor dem Haus hat Lebo mit seinem Team einen Campingplatz mit Partyzone für Alternativtouristen aus aller Welt aufgebaut. Auch dort war der Fernseher in der zweiten Hälfte des Eröffnungsspiels schwarz geblieben. So hatten die Fans aus Australien, Deutschland, Mexiko, Südafrika, den USA usw. den Führungstreffer der Bafana Bafana nur am Lärm der Vuvuzelas aus der Nachbarschaft mitbekommen. Zum Match Frankreich gegen Uruguay gab es dann wieder Strom. Gefeiert wurde jedoch ohne Hemmungen, um ein Uhr war ich endlich zuhause bei Nthateng.