Unter den Linden? zum grünen Baum? Nikolaihof in Mautern!

www.nikolaihof.at

Zweimal drei Gänge mit Wein, Wasser, Kaffee: rund 90 Euro.

Foto: Fidler

Spitzwegerich auf Spargel, quasi

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Eine Vorspeise geht schon noch: Saibling

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Mir lag's auf der Zunge - die Linsen nämlich

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Zwei von drei Essern fanden das Wildragout nicht so sensationell - ohne Optik-Wertung

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Einkornreisrisotto, quasi der Haupttreffer unter den Hauptspeisen

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Wer Mautern sagt, sagt Wagner-Bacher. Nicht immer. Jedenfalls nicht ausschließlich. Herrn Hlavickas Kollegenschaft zum Beispiel brachte den Nikolaihof ins Spiel, als ich nach einem noch unbesuchten, aber doch guten Lokal zwischen Tulln und Wachau fahndete. Spannende, frische Kräuter!, gab man mir noch mit auf den Weg, aber da war ich schon weg.

Die meist formidablen Weine des Uralt-Gutes hatte die Schmeck's-Posse ja schon ein paar Tage davor probiert, bei der Gelegenheit einen Besuch des Wirtshauses mit der Prachtlinde auf die virtuelle To-Do-Liste gesetzt, und gleich wieder vergessen. Aber jetzt, Hlavicka sei's gedankt.

Vegetarierin, bitte kommen!

Die Prachtlinde im Hof alleine rechtfertigt den Besuch, die Weine sowieso. Und die Kräuter? Auf meinem schönen Spargel mit kräftigem Rohschinken, Kräuter-Ei-Vinaigrette und allerfeinsten Erdäpfeln liegt zum Beispiel Gras. Jedenfalls erkenne ich Dilettant das Wiesengrün messerscharf und will schon eilig die Vegetarierin zum Äsen herbestellen. Der etwas eigenwillig-bittere Geschmack lässt mich dann doch nachfragen.

Die Recherche in der Küche ergibt: Spitzwegerich! Wieder was gelernt. Und das krautige Büschel daneben? Spargelkraut. An dieser Stelle bringt die Frau Ober das Kräuterbuch, sie hat ja auch noch was anderes zu tun, als Dilettanten Nachhilfe in Grünzeugkunde zu erteilen. Da gibt es ja - siehe zum Beispiel "Fidler knabbert am Philodendron" - einiges nachzuholen.

Fassungslose Oberin

A propos: "Da haben Sie sich ja einiges vorgenommen", staunt Schwester Oberin über meine Bestellung (nach dem Spargel sind auch die drei trödeligen Mitessser eingelangt): "Sie essen tatsächlich noch eine Vorspeise?" Genau: warm geräucherter Saibling mit Dillsenf, aber hallo. Der Blüten-Kräuter-Salat dazu kommt zwar nicht an die Flower Power in der Gostner Schwaige heran, aber definitiv okay.

Dafür fallen die Hauptspeisen ein bisschen zurück (womöglich lag das aber auch an der Sättigung): meine Kalbszunge zum Beispiel auf Linsen mit Knödel, anständig, aber schon bessere im Maul gehabt. Und das Wildragout fand zwar Herr Hlavicka gut, Herr Brn und ich indes waren ein bisschen enttäuscht.

Hilbergs Schopf ist unvergleichlich

Trotzdem brauchen wir uns nicht beschweren: Frau Oberin empfahl sehr überzeugend den Schweinsbraten. Allein: ein solcher, eigentlich zwei, warteten an diesem Tag noch bei Herrn Hilberg auf uns, der zur bald traditionellen Sau-Triennale gerufen hatte. Ein Vergleichstest hätte sich angeboten, aber sinnlos: Hilbergs Schopf und Bauch sind unvergleichlich.

Vegetarisch gewinnt

Sie glauben mir jetzt sicher nicht, dass sogar ich Fleischfreak den vegetarischen Hauptgang am spannendsten fand: Frau K. wählte das Risotto vom Waldviertler Einkornreis mit Parmesam - und landete in der Runde den Haupttreffer. Nicht leicht, aber gut. Jedenfalls solange es warm ist.

PS, da fällt mir ein: Wollten sich nicht Herr Grabenweger und/oder Frau Schell schon seit Jahren ihre Begeisterung über drei Frauen von Gaumen und Leber schreiben - Wagner-Bacher, Sonnleitner und, klar, Maier? Schmecks gibt die Hoffnung nicht auf.

PPS: Wo wir schon bei einer feinen Draußenstelle unter einer Prachtlinde waren. Habe gerade erstmals (man sollte es nicht für möglich gehalten) das "Donaugartl" des Gasthauses Floh heimgesucht. Sehr angenehm zum Sitzen, und neben etwas wirtshausigerer Kost von Blunze seitwärts oder auch Salat mit allerlei Fischen die eine oder andere Erfreulichkeit aus dem Haupthaus über die Straße.