Die Universität Missouri vermeldet einen Durchbruch in der Herstellung von künstlichem Hühnerfleisch. Erstmals, so das Time Magazine, sei es gelungen, ein Produkt zu generieren, das in Geschmack, Anmutung und mouth feeling (sic!) von echtem Hendlfilet kaum noch zu unterscheiden sei.

Voraussetzung ist freilich, dass die kunstreiche Mischung aus Sojabohnen, Weizengluten, Wasser, Öl und, natürlich, einer deftigen Portion Aromastoffe, in entsprechende Form gepresst würde: Was aussieht wie Hendl, wird im Test auch als solches akzeptiert.

Nun mag man einwenden, dass sich der gustatorische und sensorische Effekt, den ein Hendl aus industrialisierter Massentierhaltung am Gaumen hinterlässt, noch einfacher herstellen lassen müsste. Ein bissl Pappmaché und Gummi, entsprechend aromatisiert und koloriert, würde es doch auch tun.

Aber das Thema ist zu ernst für billige Scherze. Die Bedingungen, unter denen zig Milliarden Hühner zur Schlachtreife geführt werden, spotten jeder Menschlichkeit. Vom Eisprung bis zur Schlachtung als Grillhuhn vergehen gerade 32 Tage - wobei der Terminus angesichts der Haltebedingungen in ausschließlich künstlichem Licht gewagt erscheint.

Insofern ist durchaus zu hoffen, dass wir unseren Fleischhunger schon bald mit Kunsthendln stillen. Und die echten Viecher, die artgerecht in der Wiese scharren durften, für die Festtage aufsparen - wie früher. (corti/DER STANDARD, Printausgabe, 14. Juli 2010)