Die Ökologisierung der Stromproduktion wird von einer breiten Mehrheit begrüßt. Auch wenn Windparks immer wieder Gegner auf den Plan rufen - besser als eine Stromgewinnung aus Kohle oder Gas ist das allemal. Geht es hingegen um die Errichtung neuer "Stromautobahnen", werden die Leitungen wie derzeit in Salzburg erbittert bekämpft. Dabei geht es letztlich aber um ein und dasselbe Thema: Wird Strom im großen Stil nachhaltig erzeugt, muss man ihn von den Offshore-Anlagen in der Nordsee oder von Solarkraftwerken im Süden auch im großen Stil nach Mitteleuropa transportieren.

Gerade die großen Speicherkraftwerke in den Alpen nehmen in den Konzepten einer ökologisierten Stromzukunft eine zentrale Rolle ein: Laufen etwa die Windkraftwerke zu Zeiten, in denen weniger Strom gebraucht wird, auf Hochtouren, kann mit dieser Energie Wasser in die Speicherkraftwerke hinaufgepumpt werden - und zu Spitzenzeiten wieder zum Einsatz kommen. Und wieder gilt: Irgendwie muss der Strom aber dorthin transportiert werden.

Die Proteste in Salzburg sind erst der Anfang. Wird etwa das ehrgeizige Projekt "Desertec" mit Stromproduktionen in Afrikas Wüsten realisiert, sind fette Leitungen, sogenannte Supergrids, quer durch Europa die unausweichliche Folge. Entscheidend ist aber auch, wie sensibel diese Projekte umgesetzt werden. Eine 380-KV-Leitung über den Gaisberg ist dazu jedenfalls kaum ein guter Auftakt. (Roman David-Freihsl/DER STANDARD, Printausgabe, 14. Juni 2010)